Erschrecken über mangelnde Veränderungen trotz Missbrauchsskandal

Kebekus: Botschaft der Liebe Jesu ist "irgendwie verschütt gegangen"

Veröffentlicht am 21.05.2021 um 11:59 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ Die Komikerin Carolin Kebekus hat sich immer wieder an der katholischen Kirche abgearbeitet. Nun bemängelt sie ausbleibende Reformen – und spricht über ihre schmerzliche Erfahrung, als Frau ein "minderwertiges" Mitglied der Kirche gewesen zu sein.

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Die Komikerin Carolin Kebekus hat das Handeln der katholischen Kirche in der Missbrauchsaufarbeitung kritisiert. "Es ist für mich unglaublich, dass in einem Land wie Deutschland der Täterschutz wichtiger ist, als den Opfern zuzuhören", sagte sie der "Westdeutschen Zeitung" am Freitag. Die Betroffenen hätten ein Recht zu erfahren, "wie das, was man ihnen angetan hat, geschehen konnte".

Sie sei in einer katholisch geprägten Familie aufgewachsen, habe jedoch mittlerweile den Eindruck, dass "die Botschaft, dass Jesus alle Menschen liebt, irgendwie verschütt gegangen ist". Für sie habe es im Leben immer zwei rote Fäden gegeben, die katholische Kirche und den Kölner Karneval. "Es ist eine schmerzliche Erfahrung, dass man in beiden Institutionen als Frau ein minderwertiges Mitglied ist. Erschreckend finde ich auch, dass es trotz der Missbrauchsfälle keinerlei Veränderungen der Strukturen gibt, die die Ursachen für diese Vorfälle darstellen", so Kebekus.

Früher in Kolping-Jugend aktiv

Sie habe die Gemeinschaft, "in der man gemeinsam singt und gemeinsame Werte pflegt, durchaus genossen", sagte Kebekus weiter. In ihrer Jugend sei sie wie ihre ganze Familie eng mit der Kirche verbunden und etwa in der Kolping-Jugend aktiv gewesen. 2013 sei sie dann aus der Kirche ausgetreten. "Ich bin mir gleichzeitig bewusst, wie wichtig die Kirche und der Glaube als moralischer Anker für die Menschen ist." Zu ihrem persönlichen Glauben sagte sie: "Für mich geht es beim christlichen Glauben um Menschlichkeit und Liebe. Gott ist für mich mit der Liebe gleichzusetzen."

Interviewt wurde Kebekus anlässlich des Starts der zweiten Staffel der "Carolin Kebekus Show" am 27. Mai. Jüngst wurde das Format mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. (cph)