Papst mahnt zu kirchlicher Einheit und konkreter Barmherzigkeit
Der Papst hat die Gläubigen an Pfingsten zu kirchlicher Einheit und konkreter Barmherzigkeit gemahnt. Es sei an der Zeit, den Trost des Heiligen Geistes weiterzugeben und einander beizustehen, sagte Franziskus in seiner Predigt am Sonntagmorgen im Petersdom. Dies schaffe man "nicht mit großen Reden, sondern indem wir zu Nächsten werden; nicht mit Floskeln, sondern durch Gebet und Nähe".
Wegen der weiterhin geltenden Corona-Restriktionen fand die Pfingstmesse im Vatikan unter erheblichen Einschränkungen mit einigen hundert Teilnehmern statt. Das Ereignis wurde live über TV und Internet übertragen.
Das Kirchenoberhaupt forderte dazu auf, keine Zuflucht in oberflächlichen "Tröstungen der Welt" zu suchen. Diese wirkten "wie Betäubungsmittel, aber sie heilen nicht das tieferliegende Übel, das wir in uns tragen". Wer sich hingegen für den Heiligen Geist, die Liebe Gottes öffne, erlange Frieden im Herzen.
"Harmonie in Verschiedenheit"
Erneut sprach sich Franziskus gegen Spaltungstendenzen innerhalb der katholischen Kirche aus: Es gehe nicht um Konservative und Progressive, Traditionalisten oder Erneuerer, rechts oder links. Wenn dies die entscheidenden Kriterien seien, gehe der "Geist der Kirche" verloren. "Sagen wir Nein zu den Ideologien", so der 84-Jährige. Das Ziel müsse eine "Harmonie in Verschiedenheit" sein.
Dazu sei es notwendig, sich auf die Gegenwart zu konzentrieren. Der Papst warnte vor der Versuchung, "sich von der Bitterkeit und Nostalgie der Vergangenheit lähmen zu lassen, oder sich auf die Ungewissheiten des Morgen auszurichten und sich von Zukunftsängsten zu stark beeinflussen zu lassen". Es gebe keinen besseren Zeitpunkt als die Gegenwart. Jetzt sei der beste und unwiederholbare Moment, um Gutes zu tun.
Dabei gelte es, übertriebenen Funktionalismus und Leistungsdenken zu vermeiden. "Die Kirche ist keine menschliche Organisation, sie ist der Tempel des Heiligen Geistes", sagte Franziskus. Wenn Projekte, Strukturen und Reformpläne wichtiger würden als Gott, "so werden wir keine Früchte bringen".
Papst fordert "ernsthaften Dialog" der Konfliktparteien in Kolumbien
Im Anschluss an den Gottesdienst hat der Papst - wie üblich - das Mittagsgebet gesprochen. Franziskus forderte einen "ernsthaften Dialog" der Konfliktparteien im Krisenstaat Kolumbien. Nur so könnten "gerechte Lösungen" für die vielfältigen Probleme des Landes gefunden werden, sagte er. Nachdrücklich mahnte das Kirchenoberhaupt die Verantwortlichen, sämtliche Maßnahmen zum Nachteil der Bevölkerung zu unterlassen. Das Recht, friedlich zu demonstrieren, müsse respektiert werden.
Kolumbien wird seit Wochen von Massenprotesten und Unruhen erschüttert, die sich an einer inzwischen zurückgenommenen Steuerreform entzündeten. Laut Berichten von Menschenrechtsorganisationen wurden Dutzende Demonstranten von Sicherheitskräften getötet. Die Regierung spricht indes von Hunderten verletzten Polizisten.
Franziskus bat am Sonntag auch um Gebete für die Menschen im kongolesischen Goma. Nach dem Ausbruch des Vulkans Nyiragongo am Samstagabend hatte sich ein Lavastrom auf die Großstadt zubewegt. Tausende Bewohner verließen in Panik ihre Häuser. (cst/KNA)