Musiker konvertierte zum Christentum und spielte vor dem Papst

Am Himmel klopft er noch lange nicht: Bob Dylan wird 80

Veröffentlicht am 24.05.2021 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Er ist eine Legende der Popmusik – von Folk und Rock über Country zu Gospel und Blues. Hunderte Lieder und dutzende Alben hat Bob Dylan veröffentlicht. Nach einem religiösen Erweckungserlebnis sind einige davon auch christlich inspiriert.

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Unaufgeregt, mit leicht schläfrigem Blick und zerzaustem Lockenkopf: Bob Dylan ist eine Ikone der Musikbranche. Er sei ein Genie, sagte Folksängerin Joan Baez einmal in einem Interview über ihren ehemaligen Lebensgefährten. Mehr als 500 Lieder und 40 Alben hat Dylan in den vergangenen 50 Jahren geschrieben und herausgebracht - darunter unzählige Welthits. Im Sommer 2020 veröffentlichte der Vollblutmusiker sein jüngstes Album, mit dem der 79-Jährige einmal mehr die Verkaufscharts stürmte.

Als Sohn eines jüdischen Kaufmanns mit deutsch-ukrainischen Wurzeln wurde Dylan am 24. Mai 1941 unter dem Namen Robert Allen Zimmerman in der Kleinstadt Duluth im US-Bundesstaat Minnesota geboren. Ihm sei früh klar gewesen, dass es etwas gebe, was er tun müsse - außerhalb Minnesotas, erklärte Dylan dem US-Sender CBS. Das Kunststudium an der University of Minnesota in St. Paul verbrachte er mehr in Cafes und bei ersten Auftritten als im Hörsaal.

New York war das Ziel. Greenwich Village war Anfang der 1960er Jahre zum Treffpunkt der neuen Musikszene geworden. Für Dylan war New York die Welthauptstadt, auch wenn seine Eltern das nicht verstanden. Er habe stets an Vorbestimmung geglaubt, so Dylan.

Er fühlte sich nie als Protestführer

In Big Apple nahm er seine ersten Songs auf, zunächst als Mundharmonika-Spieler auf einem Album von Harry Belafonte. Den Durchbruch brachten seine Alben "The Freewheelin' Bob Dylan" und "The Times They Are a-Changin". Mit seinen Liedern über Krieg oder Rassenhass, wie in "Blowin' In The Wind", wurde Dylans Musik zum Soundtrack der Bürgerrechtsbewegung der 60er Jahre.

Seine frühen Lieder seien auf beinahe "magische Art und Weise geschrieben worden", sagte Dylan. Doch als Idol und Protestführer habe er sich nie gefühlt. Umso rebellischer versuchte er, diese Rolle abzulegen. Seine Beziehungen zur Presse waren sehr gespalten. "Die Medien sind nicht der Richter, Gott ist der Richter."

Bild: ©picture alliance / ZUMA Press/g49 (Archivbild)

Der amerikansiche Sänger und Songwriter Bob Dylan in den 1960er Jahren.

Auf seine erste große US-Tournee 1963 ging er mit Joan Baez, die damals schon die Hallen füllte - die Tournee gab seiner Bekanntheit einen großen Schub. Am 28. August 1963 trat er mit Baez und anderen Folksängern bei der Abschlusskundgebung des Civil Rights March auf, bei der Martin Luther King seine berühmte Rede "I Have a Dream" hielt.

In den folgenden Jahren vollzog Dylan den Wandel vom Folksänger zum Rockmusiker - unter Protest seiner Folk-Fans. Unter anderem schuf er in dieser Zeit (1965) seinen Klassiker "Like a rolling stone", der vom bekannten US-Musikmagazin "Rolling Stone" zum berühmtesten Hit aller Zeiten gekürt wurde. 1965 heiratete er seine erste Frau, das Model Sara Lowndes.

Doch die Auftritte, der Medienrummel und das Leben als Star rieben den jungen Musiker auf. Nach einem Motorradunfall zog er sich für einige Zeit vollständig aus der Öffentlichkeit zurück und widmete sich seiner Frau und seinen Kindern. In dieser Zeit wandte er sich auch vermehrt der Country-Musik zu.

Auftritt vor dem Papst

In den 70er und 80er Jahren geriet seine Karriere ins Wanken. Die Ehe ging in die Brüche, seine Alben fanden weniger Anklang. Dylan heiratete zum zweiten Mal und wurde erneut Vater - über beides schwieg er jedoch, so dass es erst nach der zweiten Scheidung öffentlich wurde.

1979 konvertierte Dylan zum Christentum, offenbar nach einem religiösen Erweckungserlebnis auf seiner Welttournee. Er schloss sich der Erweckungsbewegung an und veröffentlichte mehrere christlich inspirierte Alben. Einige Jahre später trat Dylan beim Eucharistischen Kongress in Bologna auf und spielte vor dem damaligen Papst Johannes Paul II. und Kardinal Joseph Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt XVI., unter anderem "Knockin' on Heaven's Door".

Beim Woodstock-II-Festival 1994 wurde Dylan schließlich vor allem von den Jüngeren frenetisch gefeiert. Es folgten unzählige weitere Titel, Alben und Auszeichnungen, darunter der Oscar für den besten Filmsong. 2005 verfilmte Martin Scorsese Dylans Leben. 2016 erhielt er "für seine poetischen Neuschöpfungen in der großen amerikanischen Songtradition" als erster Musiker überhaupt den Nobelpreis für Literatur. Noch 1986 sagte das Ausnahmetalent auf einer Pressekonferenz: "Ich bin nur Bob Dylan, wenn ich Bob Dylan sein muss, meistens bin ich einfach ich."

Von Anna Mertens (KNA)