Papst in Sorge über Reichweite von Vatikan-Medien
Papst Franziskus ist besorgt über die Reichweite der vatikanischen Medien. In einem Live-Grußwort bei Radio Vatikan sprach das Kirchenoberhaupt am Montag "eine Sorge" an, die ihn umtreibe: "Wie viele Menschen hören das Programm, und wie viele lesen den 'Osservatore Romano'?" Er sehe die Gefahr, dass selbst gute Arbeit am Ende "nicht dort ankommt, wo sie ankommen muss", so der Papst. "Stellen Sie sich jeden Tag diese Frage: Wie viele Menschen erreichen wir? Dies ist sehr wichtig."
Franziskus sprach das Radio-Grußwort im Rahmen seines Besuchs in der vatikanischen Kommunikationsbehörde. Anlass waren das 160-jährige Bestehen der Zeitung "Osservatore Romano" sowie die Gründung von Radio Vatikan vor 90 Jahren. Beide Vatikanmedien sind mittlerweile im Palazzo Pio gegenüber der Engelsburg untergebracht. Die Programmverantwortlichen von Radio Vatikan erwiderten auf die Besorgnis des Papstes, dass speziell das Radio nach wie vor ein "lebendiges Instrument" sei. So würden die vatikanischen Beiträge von mehr als 1.000 Sendern in aller Welt ausgestrahlt.
Der Papst warnte die Medienschaffenden zudem vor einem übertriebenen Funktionalismus, der die Kreativität einschränke. "Funktionalismus ist tödlich", sagte er. Keinesfalls dürfe man in diese Falle tappen. Wenn ein Werk zu sehr geordnet sei, werde es von zu vielen Einschränkungen überlagert. In einer effizienten Struktur sollten stets genügend Freiräume vorhanden sein, gab Franziskus zu bedenken. Wenn man für alles erst um Erlaubnis bitten müsse, lähme dies den Betrieb nur.
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Der Chefredakteur der deutschen Sektion von Radio Vatikan, Stefan von Kempis, deutet die Worte des Papstes als "ziemlich klare Botschaft". Franziskus habe seiner Kommunikationsbehörde deutlich machen wollen: "Ihr arbeitet nicht für euch selbst", sagte von Kempis am Montag im Interview mit dem Kölner Domradio. Bei einigen Mitarbeitern habe es aufgrund der Papstworte betretene Gesichter gegeben, da allen klar sei, dass die vatikanischen Medien ein "Nischenprogramm" darstellten, das dem Pontifex viel Geld koste.
Von Kempis übte zudem Kritik an der Leitung des Mediendikasteriums, die zu viel kontrollieren und regeln wolle. Es sei als Vatikan-Journalist ein Risiko, dass "man eine Nachricht raushaut, die noch nicht durch 100 Filter gegangen ist, einfach weil man weiß, das interessiert jetzt die Leute und damit tue ich ihnen einen Dienst". Darin zeige sich die Kreativität und Spontaneität, die sich der Papst wünsche.
Die vatikanische Medienabteilung hat laut Berichten derzeit ein Jahresbudget von 43 Millionen Euro, was im finanzschwachen Vatikan den größten Haushaltsposten darstellt. Diese Summe entspricht etwa den Mitteln, die die zehn kleinsten Dikasterien zur Verfügung haben. Die Vatikan-Zeitung "Osservatore Romano" erreicht demnach inklusive fremdsprachigen und Online-Ausgaben eine Auflage von 40.000, Radio Vatikan wird von weltweit 1.000 Sendestationen verbreitet und erreicht mehr als eine Million Hörer. (rom)