Großes Interesse von Medienvertretern

Keine Proteste bei Firmung mit Kardinal Woelki in Düsseldorf

Veröffentlicht am 09.06.2021 um 18:43 Uhr – Lesedauer: 

Düsseldorf ‐ Auch wenn das Medieninteresse am heutigen Firmgottesdienst in Düsseldorf sehr groß ist, zeigt sich der Kölner Kardinal den Journalisten nur kurz: Woelki verschwand rasch nach seiner Anreise mit dem Auto durch einen Nebeneingang in die Kirche. Die Firmung selbst fand ohne große Proteste statt.

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Ohne Proteste hat am Mittwochabend in Düsseldorf der Firmgottesdienst mit dem Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki begonnen. Mehr als ein Dutzend Medienvertreter erwarteten vor der Kirche Sankt Margareta im Stadtteil Gerresheim den Erzbischof. Dieser war nur kurz zu sehen, als er seinem Wagen entstieg und über einen Hintereingang den Kirchenkomplex betrat. Die Feier für die 17 Jugendlichen begann ohne den sonst oft üblichen festlichen Einzug in das Gotteshaus.

Rund 140 Unterzeichner eines Offenen Briefes - darunter Mitglieder der Reforminitiative "Maria 2.0" - hatten Woelki im Mai aufgefordert, die Firmung in Sankt Margareta nicht persönlich zu spenden, sondern dafür einen Vertreter zu schicken. Der Kardinal sei wegen der Missbrauchsaufarbeitung unglaubwürdig, hieß es zur Begründung. Bei einem anschließenden Gespräch in der Gemeinde hatten Protestierende dem Erzbischof Rote Karten entgegengestreckt. Unmittelbar vor der Feier hatte die Protest-Initiative am Dienstag ihre Kritik am Auftreten des Kardinals erneuert, aber versichert, im Interesse der Jugendlichen und ihrer Familien "auf jegliche Aktionen" zu verzichten.

Kritik an Kardinal Woelki im Fall O.

Das Vertrauen in den Kardinal sei auch nach dem Gespräch "leider nicht gewachsen, sondern noch mehr verloren gegangen", betonte die Initiative: "Wir hatten auf ein Zeichen des Verständnisses und der Übernahme von Verantwortung gehofft - vergeblich." Die Äußerungen Woelkis zu den Missbrauchsvorwürfen gegen zwei frühere in der Gemeinde tätige Priester hätten "die Anwesenden tief erschüttert, die systemischen Ursachen sichtbar gemacht und die Verantwortung der Institution Kirche konkret offenbart".

In der Gemeinde waren zwei Priester tätig, denen sexuelle Übergriffe vorgeworfen werden: Kaplan D., den Woelki 2017 trotz entsprechender Anschuldigungen zum stellvertretenden Düsseldorfer Stadtdechanten ernannte, sowie der inzwischen verstorbene und mit Woelki befreundete Pfarrer O., der eine schwere Missbrauchstat an einem Kind begangen haben soll.

Der Erzbischof wurde dafür kritisiert, dass er den Fall O. nach seinem Amtsantritt 2015 zwar zur Kenntnis genommen, aber eine kirchenrechtliche Voruntersuchung und eine Meldung nach Rom unterlassen habe. Der Kardinal begründete dieses Vorgehen mit der damals weit fortgeschrittenen Demenz des ehemaligen Pfarrers, die eine Befragung unmöglich gemacht habe. (KNA)