"Annalena und die 10 Verbote": Kampagne sorgt für Kritik
Die Kampagne "Annalena und die 10 Verbote" der arbeitgebernahen Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) hat zur Kritik seitens des Antisemitismusbeauftragten des Landes Baden-Württemberg, Michael Blume, geführt. Auf seinem dienstlichen Twitteraccount warnte Blume am Freitag davor, sich "im Wahlkampf antisemitischen Verschwörungsmythen" anzubiedern. Als Beispiele nannte er "Kulturmarxismus und Great Reset", eine Verschwörungserzählung, die davon ausgeht, dass eine globale Finanzelite eine neue Weltwirtschaftsordnung plane, was durch die Corona-Pandemie begründet werde.
Die Kampagne der INSM stellt in einer Foto-Montag die Kanzlerkandidatin der Grünen, Annalena Baerbock, als Moses-Figur dar. In stereotype Gewänder gehüllt, wie sie in den US-amerikanischen Bibelfilmen der Nachkriegszeit verwendet wurden, hält Baerbock zwei Steintafeln in den Händen, die auf die Zehn Gebote anspielen. Es handelt sich hierbei jedoch um zehn Verbote, die nach Angaben der INSM aus dem Parteiprogramm der Grünen abgeleitet würden. Beginnend mit "Du darfst kein Verbrenner-Auto fahren" und "Du darfst nicht fliegen", endet die Aufzählung mit dem zehnten Verbot "Du darfst nicht mal daran denken, dass mit 10 Verboten Schluss ist…".
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Auch die ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, äußerte sich kritisch zu der Kampagne. "Die INSM wäre gut beraten, das Thema Religion, von dem sie offensichtlich nichts versteht, anderen zu überlassen", twitterte Knobloch am Freitag. Die Kritik an der Politik der Grünen habe "sich völlig im Ton vergriffen". Die INSM sollte sich Gedanken dazu machen, dass sie mit solchen Darstellungen Vorurteile schüre. Knobloch ist Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. Von 2006 bis 2010 war sie Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland.
Die Kampagne der INSM wurde am Freitag mit teilweise ganzseitigen Anzeigen in den gedruckten Ausgaben überregionaler deutscher Tageszeitungen wie der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" oder der "Süddeutschen Zeitung" beworben. Auch in diversen Online-Auftritten von bedeutenden Medien wie "Zeit Online", fand sich die Werbung. Heute beginnt der digitale Parteitag der Grünen, bei der das Programm für die im September anstehende Bundestagswahl beschlossen werden soll. Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft wurde 2000 vom Arbeitgeberverband der Metall- und Elektroindustrie gegründet und versteht sich nach eigenen Angaben als "Impulsgebers für marktwirtschaftliche Reformen, die nachhaltiges Wachstum ermöglichen". (rom)