Kölner Erzbischof habe sich "redlich" um Missbrauchs-Aufarbeitung bemüht

Hoping: Papst muss nach Marx-Entscheidung auch Woelki im Amt lassen

Veröffentlicht am 16.06.2021 um 14:25 Uhr – Lesedauer: 

Freiburg ‐ Papst Franziskus hat Kardinal Marx im Amt belassen. Nun könne er eigentlich nicht anders, als auch bei Kardinal Woelki so zu handeln, meint der Dogmatiker Helmut Hoping – schließlich habe sich dieser "redlich" um die Missbrauchsaufarbeitung bemüht.

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Nach Auffassung des Freiburger Dogmatikers Helmut Hoping muss Papst Franziskus nach seiner Entscheidung, Kardinal Reinhard Marx im Amt zu lassen, auch beim Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki so handeln. "Wer Marx im Amt belässt, kann Woelki kaum vom selbigen entfernen", schreibt Hoping in einer Stellungnahme, die katholisch.de vorliegt. Der Kölner Erzbischof habe sich "redlich" um Aufklärung des Umgangs mit sexuellem Missbrauch durch Kleriker in seinem Erzbistum bemüht und als erster dazu ein umfassendes, nicht geschwärztes Gutachten vorgelegt. Dennoch stehe Marx nun in der Öffentlichkeit weitaus besser da als sein Kölner Amtskollege, "dessen Kopf – aus sehr durchsichtigen Gründen – viele fordern".

Mit Blick auf den Brief von Kardinal Marx an Papst Franziskus so wie die anschließenden Erläuterungen in einer Predigt am vergangenen Wochenende sprach Hoping von "ganz neuen Tönen des Kardinals". Marx hatte unter anderem gesagt, es gehe nicht um neue Strukturen oder Reformdiskussionen, sondern um "eine Hinwendung zu den Menschen selbst". Die ursprüngliche Begeisterung für die Programmatik des Synodalen Weg scheine beim Münchner Erzbischof "verflogen" zu sein, resümiert Hoping deshalb. Außerdem könne der Synodale Weg sich als Sackgasse erweisen, "da die damit verbundenen Forderungen im synodalen Prozess, den Franziskus der Gesamtkirche verordnet hat, kaum positive Resonanz finden".

Unverständnis für Entscheidung bei einigen Theologen

Papst Franziskus hatte vergangenen Donnerstag das eine Woche zuvor bekannt gewordene Rücktrittsgesuch von Kardinal Marx in einem persönlichen Brief an den Münchner Erzbischof abgelehnt. Während viele Kirchenvertreter die Entscheidung des Pontifex begrüßten, löste sie bei einigen Theologen Unverständnis aus. Der Salzburger Fundamentaltheologe Gregor Maria Hoff sagte etwa, Der Papst habe das persönliche und systematische Versagen, das Marx eingestanden habe, "auf die personal-spirituelle Ebene verschoben" und damit die Opferperspektive ausgeblendet. Das Ganze wirke wie eine "schlechte Inszenierung". Der Berliner Dogmatiker Georg Essen erklärte am Dienstag, dass die Annahme des Amtsverzichts der richtige Schritt gewesen wäre, um Verantwortung für den Missbrauchsskandal der Kirche zu übernehmen. "Die Wucht einer solchen Entscheidung entspräche dem Ausmaß der Katastrophe. Das wär's gewesen!", so Essen.

Für Diskussionen sorgt seit Monaten die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Erzbistum Köln. Ende Mai hatte Papst Franziskus eine Apostolische Visitation angeordnet. Er entsandte den Stockholmer Kardinal Anders Arborelius und den Rotterdamer Bischof Hans van den Hende nach Köln, um sich ein umfassendes Bild von der Situation im Erzbistum zu verschaffen und gleichzeitig eventuelle Fehler kirchlicher Verantwortungsträger im Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs zu untersuchen. Die beiden haben die Überprüfung am Dienstag nach rund einer Woche beendet. (mal)