Vatikan belegt zwei polnische Bischöfe mit Disziplinarstrafen
Wegen Versäumnissen beim Umgang mit sexuellen Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche hat der Vatikan gegen zwei weitere polnische Bischöfe Disziplinarstrafen verhängt. Wie die Polnische Bischofskonferenz am Freitag mitteilte, müssen die emeritierten Bischöfe von Grünberg (Zielona Gora) und Landsberg (Gorzow) sowie Kalisch (Kalisz), Stefan Regmunt (70) und Stanislaw Napierala (84), einen "angemessenen" Geldbetrag für Präventionsmaßnahmen gegen sexuelle Gewalt gegen Minderjährige zahlen.
Keine öffentlichen Gottesdienste, keine Sitzungen der Bischofskonferenz
Regmunt darf zudem weder an öffentlichen Gottesdiensten und "Begegnungen" in dem Bistum an der Grenze zu Deutschland teilnehmen noch zu Sitzungen der Bischofskonferenz gehen. Napierala muss jeglichen öffentlichen Messen und Veranstaltungen fernbleiben. Der Vatikan prüfte den Angaben zufolge Vorwürfe gegen die Bischöfe bezüglich Missbrauchsfällen von je zwei Priestern in ihren Diözesen. Bei Napierala sei in einem der beiden Fälle "unbeabsichtigte Vernachlässigung" festgestellt worden, so Posens Erzbischof Stanislaw Gadecki. Napierala war von 1980 bis zu seinem altersbedingten Rücktritt 2012 mit 75 Jahren Ortsbischof von Kalisch.
Zu den konkreten Fehlern von Reimund machte der Beauftragte der Bischofskonferenz für den Schutz von Kindern und Jugendlichen, Primas Erzbischof Wojciech Polak, keine Angaben. Regmunt war von 2007 bis zu seinem vorzeitigen Rücktritt 2015 Bischof von Grünberg und Landsberg.
Der Vatikan prüfte die Vorwürfe auf Grundlage des Kirchenrechts und des Papstschreibens "Vos estis lux mundi"("Ihr seid das Licht der Welt") von 2019, in dem Franziskus die Aufsichts- und Rechenschaftspflicht von Bischöfen und Ordensoberen im Umgang mit Verdachtsfällen von Missbrauch genauer regelte. Erst Ende Mai hatte er wegen Versäumnissen im Umgang mit Missbrauchsfällen Disziplinarstrafen gegen Bischof Tadeusz Rakoczy (83) verhängt. Rakoczy war von 1992 bis 2013 Bischof von Bielsko-Zywiec.
Unterdessen gibt es Kritik an der Wahl des vom Vatikan mit einer Disziplinarstrafe belegten Danziger Alterzbischof Slawoj Leszek Glodz (75) zum Ortsvorsteher seines neuen ostpolnischen Wohnortes Piaski. Laut Medienberichten erhielt Glodz alle neun abgegebenen Stimmen. Die übrigen stimmberechtigten 27 Bürger hätten sich nicht an der Wahl beteiligt.
Die Annahme des neuen politischen Amtes stieß auf heftige Kritik. Die Kandidatur als Dorfvorsteher sei unvereinbar mit dem Kirchenrecht, das derartige öffentliche Funktionen verbiete, hieß es. Der liberale Senator Krzysztof Kwiatkowski forderte Glodz zum Rücktritt auf. Das sei "die einzige richtige Entscheidung in diesem Fall", sagte der Politiker dem TV-Sender TVN24 (Donnerstagabend). Der bekannte Priester Tadeusz Isakowicz-Zaleski warf Glodz in einem Radiointerview vor, sich über das Kirchenrecht zu stellen, "um sein eigenes Ego zu befriedigen".
Disziplinarmaßnahmen gegen Glodz
Wegen Versäumnissen bei der Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs in der Kirche hatte der Vatikan Ende März dem emeritierten Erzbischof die Teilnahme an öffentlichen Gottesdiensten und "weltlichen Zusammenkünften" in seinem früheren Erzbistum untersagt. Er wurde zur Zahlung eines "angemessenen" Betrags an eine Kirchenstiftung verpflichtet, die Präventionsmaßnahmen gegen sexuelle Gewalt fördert und Missbrauchsbetroffene unterstützt. Zudem müsse er außerhalb der Erzdiözese Danzig wohnen, entschied der Vatikan.
Piaski im Nordosten Polens gehört zur Gemeinde Bobrowka, in der Glodz am 13. August 1945 geboren wurde. Von 1991 bis 2004 war er zunächst Militärbischof und anschließend Bischof von Warschau-Praga. Von 2008 bis zu seinem 75. Geburtstag im August 2020 war er Erzbischof in der Ostseestadt Danzig.
Im Herbst hatte der Vatikan den Warschauer Kardinal Kazimierz Nycz beauftragt zu untersuchen, ob Glodz Maßnahmen gegen sexuellen Kindesmissbrauch vernachlässigt habe. Bereits im Oktober 2019 hatten sich 16 Priester des Erzbistums in einem gemeinsamen Schreiben an den Papstbotschafter in Warschau unter anderem darüber beschwert, dass der damalige Ortsbischof Anzeigen wegen sexueller Belästigungen gegen Priester vertuscht habe. Glodz wies die Anschuldigungen zurück. Zu seinen konkret festgestellten Fehlern machte die Vatikanbotschaft in Polen keine Angaben. (tmg/KNA)