"Der arbeitsfreie Sonntag ist mehr als 'nur' ein Ruhetag"

Allianz für freien Sonntag erfragt Position der Kanzlerkandidaten

Veröffentlicht am 26.06.2021 um 17:00 Uhr – Lesedauer: 

Hannover ‐ Wie halten es die mit dem Sonntag, die ins Kanzleramt wollen? Die Allianz für den arbeitsfreien Sonntag erwartet von den Bewerbern eine Positionierung – denn am Sonntag komme die "Arbeits- und Konsumgesellschaft" zur Ruhe.

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Die Allianz für den freien Sonntag fordert von den Kanzlerkandidaten vor der Bundestagswahl eine klare Positionierung zum Thema des arbeitsfreien Sonntags. "Der arbeitsfreie Sonntag ist mehr als 'nur' ein Ruhetag. Der Sonntag ist der gemeinsame feste Zeitanker unserer Gesellschaft. Der Sonntag bedeutet Ruhe, Familie, Loslassen, Durchatmen und für die nächste Woche Kräfte tanken", heißt es in einem Offenen Brief der Initiative an Annalena Baerbock (Grüne), Armin Laschet (Union) und Olaf Scholz (SPD).

Am Sonntag komme die "Arbeits- und Konsumgesellschaft" zur Ruhe, die Menschen können gemeinsam freie Zeit miteinander verbringen. "Mit großer Sorge verfolgen wir jedoch die Versuche von Lobbygruppen und Arbeitgeberverbänden, den Schutz des arbeitsfreien Sonntags aufzuweichen und in diesem Punkt das Grundgesetz unseres Landes in Frage zu stellen", heißt es in dem am Freitag veröffentlichten Appell weiter.

Die Erfahrung der vergangenen Jahre zeige, dass durch Sonntagsöffnungen Umsätze lediglich von der Woche auf das Wochenende verschoben würden. Zugleich entständen höhere Kosten für das Offenhalten der Geschäfte. "Auf diese Weise würde lediglich der in der Branche bereits laufende Verdrängungs- und Vernichtungswettbewerb angeheizt, von dem nur wenige große Konzerne profitieren", beklagte der Zusammenschluss von ver.di Handel und katholischen sowie evangelischen Verbänden.

Auswirkungen eines Sonntags als Werktag

Wenn der Sonntag zum Werktag werde, habe das Auswirkungen auch auf Kultur, Sport, Vereinsleben, Religionsausübung und Freizeitaktivitäten. "Denn wenn es keinen gemeinsamen Tag wie den Sonntag mehr gibt, an dem sich die Menschen verabreden und zusammenkommen können, wird die oftmals beklagte Vereinzelung in unserer Gesellschaft weiter zunehmen", so die Allianz.

Der arbeitsfreie Sonntag habe in Deutschland eine lange Tradition. "Schon vor genau 1.700 Jahren hat der römische Kaiser Konstantin per Edikt die Arbeitsruhe an diesem Tag angeordnet, in der Weimarer Reichsverfassung und als Übernahme daraus im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland wurde festgelegt, dass der Sonntag und die staatlich anerkannten Feiertage 'als Tage der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung gesetzlich geschützt' bleiben", betonte die Initiative. "Wir würden uns über Ihre zeitnahe Antwort freuen, wie Sie sich im Falle Ihrer Wahl für die Bewahrung des aus gutem Grund im Grundgesetz geschützten arbeitsfreien Sonntags einsetzen werden", schließt der Brief. (KNA)