Auch Bischof Jung nimmt an Menschenkette teil

Hunderte Würzburger gedenken Opfer der Messerattacke

Veröffentlicht am 02.07.2021 um 18:56 Uhr – Lesedauer: 

Würzburg ‐ Die Messerattacke in Würzburg am vergangenen Freitag hat viele Menschen schockiert. Mit einer Menschenkette sollte deshalb heute ein Zeichen des Zusammenhalts gesetzt werden. Auch Bischof Franz Jung hat daran teilgenommen.

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Eine Woche nach der tödlichen Messerattacke von Würzburg haben sich am Freitag Hunderte Menschen in der Innenstadt an einer Menschenkette beteiligt. Die Polizei sprach am Freitag von etwa 600 Personen, die eine Kette vom Barbarossaplatz – dem Tatort der Messerattacke – bis zum Rathaus bildeten. Viele Menschen brachten Blumen mit und trugen Schilder mit den Worten "Würzburg trauert" und "Würzburg hält zusammen" in verschiedenen Sprachen. Außerdem läutete die Salvatorglocke des Würzburger Doms für zehn Minuten als Aufruf zum Gebet.  Zu dem Gedenken für die drei Todesopfer sowie die Verletzten hatte das Würzburger Bündnis für Demokratie und Zivilcourage aufgerufen.

Die Menschenkette solle nach der offiziellen Gedenkfeier im Dom am vergangenen Sonntag "eine andere Form der Trauer und des Zusammenhalts" sein, hatten die Veranstalter vorab mitgeteilt. Auch der Würzburger Bischof Franz Jung hat sich nach Bistumsangaben in die Menschenkette eingereiht. Im Interview mit dem Bayerischen Rundfunks würdigte Bischof Jung die Menschenkette als "wunderbares Symbol" der Einigkeit in der Stadt Würzburg. Sie mache deutlich, wie viele Menschen nach der Gewalttat versuchten, den Zusammenhalt zu wahren. Es habe nach der Tat wilde Verdächtigungen gegeben. Der Gedenkgottesdienst am Sonntag, bei dem die großen Religionen miteinander versammelt gewesen seien, ebenso die Politik und Angehörige der Opfer, habe dazu beigetragen, den Schockmoment aufzufangen.

Angesprochen auf Versuche, die Tat zu instrumentalisieren, berichtete der Bischof, dass auch er Zuschriften bekomme, die der Kirche vorwerfen würden, durch ihre offene Haltung zu Flüchtlingen mitverantwortlich zu sein. Hier helfe nur, "in einer guten und objektiven Weise darauf aufmerksam zu machen, dass es eben nicht verallgemeinerbar ist, dass es nicht die Flüchtlinge gibt, dass es nicht die Somalier gibt, sondern dass es eine Einzeltat eines verwirrten Menschen war, die diese furchtbaren Konsequenzen gezeitigt hat", so Jung.

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Nach Angaben der Polizei verlief die Veranstaltung störungsfrei. Neben der Menschenkette waren auch zwei weitere Kundgebungen und Versammlungen angemeldet, teilte die Stadt mit. Während die Bevölkerung ihre Anteilnahme ausdrückte, gehen die Ermittlungen zum Tathergang weiter. Medienberichten zufolge soll der 24-jährige Tatverdächtige aus Somalia schon seit Monaten psychisch auffällig sein. So war er nicht nur mehrmals in klinischer Behandlung, die Behörden hatten auch mehrere Anläufe unternommen, dem Mann einen Betreuer zur Seite zu stellen. Sie scheiterten zuerst vor Gerichten, letztlich beauftragten diese dann zwei Tage vor der Tat doch eine Sachverständige.

Bei der Messerattacke waren am Freitag vergangener Woche drei Frauen getötet worden. Der mutmaßliche Täter, der seit 2019 in Würzburg lebt, sitzt wegen dreifachen Mordes, versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung in Untersuchungshaft. Der Mann aus Somalia kam 2015 als Asylbewerber nach Deutschland und steht unter subsidiärem Schutz. Es gibt Hinweise sowohl auf ein islamistisches Motiv als auch auf eine psychische Erkrankung. (cbr/epd/KNA)