Kaum Mitleid mit Tebartz-van Elst
"Zum Glück ist er weg", sagt eine der Frauen. Bei ihnen im Westerwald seien bereits einige aus der Kirche ausgetreten und viele weitere hätten es getan, wenn er in das Bistum zurückgekehrt wäre, so die Frauen.
Giuliano Rizzo und sein Vater bieten in einer Limburger Pizzeria eine "Pizza alla Bischof" an.
In der Pizzeria "Don Camillo" ist man nicht traurig über den Weggang des Bischofs. Im Herbst wurde der Besitzer Giuseppe Rizzo deutschlandweit bekannt, als er die "Pizza alla Bischof" für stolze 24,70 Euro anbot – reich belegt mit Gambas. Das Geld der Aktion wurde gespendet. Sohn Giuliano verrät, dass es für diesen Sommer wieder ein Bischofs-Angebot geben soll. Die Menschen seien aus ganz Deutschland gekommen und er glaube nicht, dass der Rücktritt dem Geschäft schaden werde. Auch mit einem neuen Oberhirten werde die Bischofs-Pizza laufen, sagt der junge Mann und verabschiedet sich zu einem Teller Pasta mit seinen Kollegen – ohne Meeresfrüchte.
"Nur noch draufgetreten"
Eine weitere Gastwirtschaft, die den Bischof im Angebot hat, heißt "Zum Batzewert". Die Bischofsknödel habe es aber schon lange vor dem Skandal um den Bau auf dem Domberg gegeben, sagt eine Mitarbeiterin. Sie ist die einzige an dem Tag, die Mitleid mit Tebartz-van Elst zeigt und es nicht gut findet, dass der Oberhirte nicht zurück darf. "Am Ende haben die Leute, die ihn nicht mögen, nur noch draufgetreten, auch als er schon am Boden lag." Für die Zukunft des Bistums hat sie auch schon eine Vorstellung: "Einen Kardinal Müller wünsche ich mir hier nicht."
Rainer Klöfer macht sich Gedanken über die künftige Nutzung des Diözesanen Zentrums "St. Nikolaus". Der Besitzer eines Schmuckladens in der Altstadt könnte sich ein Museum in dem Bau vorstellen, "jedenfalls eine öffentliche Nutzung, damit die Stadt etwas von dem vielen Geld hat, das hier ausgegeben wurde". Seine Hoffnung könnte wahr werden: In der Pressekonferenz, die das Bistum anlässlich des Amtsverzichts einberufen hatte, kündigte Wolfgang Rösch an, dass "nach all dem Ärger", der geschehen sei, der Amtssitz einen Dienst für die Diözese leisten müsse. In dem wertvollen Gebäude könnte man "etwas Kulturelles machen", so der ständige Vertreter des Apostolischen Administrators.
Erleichterung bei den Jugendlichen
Auch die 17-jährige Muslima Arun Dokmai ärgert sich über den 31-Millionen-Bau: "So eine Verschwendung ist doch völlig unnötig." Viele ihrer Mitschülerinnen an der Berufsschule für Hauswirtschaft arbeiteten in Ordenshäusern oder im Priesterseminar und seien auch der Meinung, dass der Rücktritt des Bischofs das richtige sei. "Die jungen Menschen haben heute erleichtert auf die Entscheidung aus Rom reagiert", bestätigt Diözesanjugendpfarrer Joachim Braun, der den Tag bei einer Klausurtagung mit Jugendlichen verbracht hatte. "Die kommen in den letzten Monaten immer wieder in Erklärungsnöte, wenn andere sie fragen, wie sie sich in der Situation überhaupt noch kirchlich engagieren können", erklärt der 45-Jährige, der auch BDKJ-Präses im Bistum ist.
Der Jugendpfarrer des Bistums Limburg, Joachim Braun.
Auch in den Limburger Kirchen finden sich an diesem Nachmittag bei Stichproben keine Gläubigen, die für Tebartz-van Elst beten. Auf dem Domberg sind nur Journalistenteams mit Fotoapparaten und Kameras zu sehen. Im Georgsdom wie auch in der Stadtkirche sieht man lediglich vereinzelte Touristen, die Details in den Gotteshäusern ablichten. Die Urlauber Roswitha und Ulrich Wappler aus Düsseldorf zeigen sich von der schlichten Schönheit im Inneren des Dom beeindruckt. Auch die beiden evangelischen Christen sagen: "Es gibt derzeit einen so bescheidenen Papst, da passt ein Mann wie Tebartz-van Elst nicht."