Weggang engagierter Christen sei aber beunruhigend

Sternberg: "Hatte mit mehr Kirchenaustritten gerechnet"

Veröffentlicht am 14.07.2021 um 18:45 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Dass 2020 weniger Menschen aus der Kirche ausgetreten sind als im Vorjahr, überrascht ZdK-Präsident Thomas Sternberg. Er hatte mit mehr gerechnet. Der Synodale Weg allein reiche aber nicht aus, um das Image der Kirche zu retten.

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Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, zeigt sich über die von den Bischöfen vorgelegte Kirchenstatistik für 2020 überrascht. "Ich hatte nach der Kritik an der Missbrauchsaufarbeitung im Erzbistum Köln mit deutlich mehr Kirchenaustritten gerechnet", sagte Sternberg dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Donnerstag).

Allerdings beunruhige ihn, dass sich auch engagierte Christen abwendeten. "Sie sind tief enttäuscht von der Kirche und sehr verbittert und verärgert über ausgebliebene Reformen. Misstöne aus Rom haben diese Verärgerung und Wut auf die Kirche immer weiter gesteigert", sagte Sternberg. Gerade bei diesen Menschen müsse die Kirche Glaubwürdigkeit und Vertrauen zurückgewinnen.

Mit Blick auf mögliche Reformen durch den Synodalen Weg warnte Sternberg vor zu hohen Erwartungen. "Es geht nicht darum, die Kirche wieder strahlen zu lassen und alle ausgetretenen Menschen zurückzuholen", so der ZdK-Präsident. Viele Probleme ließen sich nur auf der Ebene der Weltkirche angehen. "Aber wenn wir die großen Konfliktthemen offen benennen und diskutieren, hat das auch eine Signalwirkung für Rom", betonte Sternberg.

Finanzielle Folgen zu erwarten

Die sinkenden Mitgliederzahlen wirkten sich dessen ungeachtet auch auf die Finanzen der Kirchen aus, betonte der Präsident des höchsten Gremiums der katholischen Laien in Deutschland. "Der Rückgang an Kirchensteuern wird die Kirchen bald sehr schwer treffen. Es ist fraglich, ob wir weiterhin die denkmalgeschützten Kirchen erhalten können."

Zuvor hatten die katholische und die evangelische Kirche ihre jährlichen Statistiken veröffentlicht. Demnach traten im vergangenen Jahr 221.390 Menschen aus der katholischen und rund 220.000 Menschen aus der evangelischen Kirche aus. Das entspricht im Vergleich zu 2019 einem Rückgang von rund 18 Prozent. Bei den Kirchensteuereinnahmen verzeichneten beide Kirchen für 2020 Rückgänge nach den Rekordwerten von 2019. Die katholische Kirche erhielt 6,45 Milliarden Euro (2019: 6,76 Milliarden Euro). Im Bereich der EKD sanken die Steuereinnahmen auf 5,63 Milliarden Euro (2019: 5,95 Milliarden Euro). (KNA)