Der Synodale Weg darf keine Kompromisse beim Kinderschutz machen
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In der katholischen Kirche in Deutschland gibt es zwei Lager. Die eine Seite will weitgehende Reformen, die andere nicht. Häufig wird deshalb erklärt: Dann braucht es eben einen Kompromiss! Beide Lager sollen ein paar Schritte aufeinander zugehen, so soll der Konflikt beseitigt werden. Zweifellos: Eine solche Logik greift häufig, auch bei Diskussionen in der Kirche. Sie greift allerdings nicht immer – denn wir müssen beachten, worüber überhaupt gestritten wird.
Für den Synodalen Weg gilt: In der MHG-Studie wurde wissenschaftlich nachgewiesen, dass die Kirchenstruktur Risikofaktoren für sexualisierte Gewalt enthält, etwa die ungleiche Verteilung von Macht, den Klerikalismus und die Tabuisierung von Homosexualität. In den Diskussionen zum Synodalen Weg stehen sich nun die beiden Lager gegenüber: die einen wollen die erkannten Risikofaktoren beseitigen, die anderen hängen an der traditionellen Struktur.
Umso länger ich die Diskussionen verfolge, desto stärker frage ich mich: Erkennen alle, die über die richtigen Reaktionen auf die MHG-Studie diskutieren, deren Wissenschaftlichkeit und damit deren Ergebnisse als Basis für die Diskussion an? Wer Zweifel hegt, soll diese formulieren, dann Gegenthesen aufstellen und belegen. Wer aber anerkennt, dass die in der MHG-Studie genannten Risikofaktoren in unseren Strukturen bestehen, der kann nicht für Kompromisse plädieren.
Wenn die Tradition der Kirche Strukturen hervorgebracht hat, die missbrauchsfördernd sind, dann müssen wir diese Strukturen durch offene, partizipative und gerechte Regelungen ersetzen. Beim Schutz von Kindern, Jugendlichen und auch Erwachsenen können wir keine Kompromisse machen.
Der Autor
Simon Linder hat Katholische Theologie und Allgemeine Rhetorik studiert und arbeitet an einem wissenschaftlichen Forschungsprojekt zum Thema "Streitkultur".Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.