"Erleichtert über die Entscheidung"
"Jetzt ist es wichtig, dass das Bistum Limburg einen guten Weg in eine gemeinsame Zukunft gehen kann", sagte Kardinal Marx. Dazu seien "Bereitschaft zur Versöhnung, neues Vertrauen und die Kraft des Gebetes notwendig". Er werde sich persönlich – "sofern ich das kann und es mir zusteht"- in diesen Prozess einbringen, so der Erzbischof von München und Freising. Mit Blick auf die Ereignisse im Bistum Limburg sagte Marx, die Bischöfe spürten deutlich, dass es "ein breit angelegtes Bedürfnis danach gibt, dass die Entscheidungsgremien und -strukturen der katholischen Kirche, die teils über Jahrhunderte gewachsen sind und sich an vielen Stellen bewährt haben, deutlicher erklärt und nachvollziehbar gemacht werden".
Glaubwürdigkeit durch mehr Transparenz erhöhen
Durch mehr Transparenz müsse die Glaubwürdigkeit der Kirche wieder erhöht werden, so der Kardinal. Marx sieht die Kirche in Deutschland auf einem guten Weg. Mit Blick auf das Vorgehen im Fall Tebartz-van Elst sprach der Kardinal von einem "fairen und transparenten" Verfahren. Es sei ein wesentliches Anliegen gewesen, dass alle Argumente auf den Tisch kommen und alle Beteiligten gehört werden – darunter auch die des Limburger Bischofs. Marx wünschte Tebartz-van Elst "die Kraft zum neuen Anfang" und dankte ihm für sein Wirken. Dem Limburger Generalvikar Wolfgang Rösch, der das Bistum in der Auszeit des Bischofs in den letzten Monaten geführt hatte, bescheinigte der Kardinal "Umsicht und Weitsicht".
Als "eine Entscheidung mit großer Bedeutung für die Kirche in Deutschland", bezeichnete Alois Glück, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), die Entscheidung von Papst Franziskus. Jetzt sei einerseits die Chance für einen wirklichen Neuanfang in der Diözese gegeben, andererseits müssten aus den Erfahrungen auch die notwendigen Konsequenzen für die Kirche in ganz Deutschland gezogen werden.
"Dies gilt besonders für die Transparenz der kirchlichen Finanzen, für die Bedeutung einer qualifizierten Gremienarbeit und für einen kooperativen Führungsstil", sagte Glück. Dass man heute an diesem Punkt sei, "ist auch ein Ergebnis der rückhaltlosen Aufklärung der Fakten durch die Deutsche Bischofskonferenz". Der Weg der unabhängigen Aufklärung mit Beteiligung aller Betroffenen solle beispielhaft sein für andere Konfliktsituationen in der Kirche, so der ZdK-Präsident.
Erzbischof Becker: "Rücktritt ermöglicht wirklichen Neuanfang"
"Mit der Annahme des Rücktritts von Bischof Tebartz van Elst ermöglicht Papst Franziskus dem Bistum Limburg einen wirklichen Neuanfang", sagte Paderborns Erzbischof Hans-Josef Becker. Er wünsche den katholischen Christen dort, dass ihre Diözese nun in ruhigeres Fahrwasser gerate und sich ganz ihrer eigentlichen Bestimmung widmen könne, nämlich "Zeichen und Werkzeug der Liebe Gottes zu uns Menschen zu sein". Die Entscheidung, Weihbischof Grothe zum Apostolischen Administrator zu ernennen, sei "ein großer Vertrauensbeweis" von Papst Franziskus und ehre die Kirche von Paderborn, so Erzbischof Becker weiter. "Ich bin mir sicher, dass Weihbischof Grothe der Kirche von Limburg auf der jetzt beginnenden Wegetappe ein guter Begleiter sein wird", sagte er.
"Diese Entscheidung erspart dem Bistum Limburg und auch Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst weitere Streitigkeiten", sagte der Mainzer Kardinal Karl Lehmann. Er verbinde damit den Wunsch, dass sich für den Bischof eine gut überlegte künftige Aufgabe ergibt. Ebenso wünscht er sich eine "gute Wiederbesetzung des Bischöflichen Stuhles, eine Sanierung der Schäden und Verluste, die nicht nur in Limburg, sondern überall in unserem Land entstanden sind".
"Es geht ein Aufatmen durch das Bistum", sagte der Sprecher des Limburger Priesterrats, Reinhold Kalteier. Die Zeit des Wartens und der Ungewissheit, ob Tebartz-van Elst zurückkomme, sei fast unerträglich gewesen. Wichtig sei es, das Gespräch auch mit den Gruppen im Bistum zu suchen, die bis zuletzt hinter Tebartz-van Elst standen. Die Präsidentin der Diözesanversammlung, Ingeborg Schillai, sagte: "Es ist die richtige Entscheidung, die im Bistum mit Erleichterung aufgenommen werden wird. Nun müssen wir gemeinsam nach vorne schauen."
Der Vorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Dirk Tänzler, begrüßt die Entscheidung, "insbesondere im Hinblick auf Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in unserer Kirche". Denn die bräuchten glaubwürdige Vorbilder auch in den Bistumsleitungen. "Wir sind erleichtert, dass jetzt Klarheit herrscht", so Tänzler. Dieser Schritt könne helfen, verlorenes Vertrauen wieder zu gewinnen. (bod/KNA)