Kardinal weist Berichte über angebliche Motu-Proprio-Ablehnung zurück
Der ungarische Kardinal Peter Erdö hat Meldungen, nach denen er eine ablehnende Stellungnahme zum jüngsten Motu Proprio "Traditionis custodes" (Hüter der Tradition) von Papst Franziskus veröffentlicht habe, zurückweisen lassen. "Die englischsprachige Erklärung zum Motu Proprio des Papstes über die Feier der römischen Liturgie aus der Zeit vor der Reform von 1970, die Kardinal Peter Erdö zugeschrieben wird und heute in sozialen Medien verbreitet wurde, ist völlig falsch", teilte das Erzbistum Esztergom-Budapest am Montag mit.
Der Kardinal habe zu diesem Thema keine Stellungnahme abgegeben, so die Erzdiözese weiter. Das Erzbistum werde vielmehr gemäß den Vorgaben des päpstlichen Dokuments handeln. Die Erdö fälschlicherweise zugeschriebenen Aussagen zum Motu Proprio seien ein "böswilliger Versuch, unter den Gläubigen Verwirrung zu stiften".
Auch ungarischer Botschafter beim Heiligen Stuhl meldet sich zu Wort
Das Erzbistum Esztergom-Budapest reagierte mit seiner Stellungnahme auf eine am Montag auf dem sozialen Netzwerk "Reddit" veröffentlichte Meldung. Dort war berichtet worden, Kardinal Erdö habe die Gültigkeit des Motu Proprios für Ungarn in einer offiziellen Stellungnahme abgelehnt. Zur Begründung habe der Erzbischof auf ein noch heute gültiges Privileg von 1347 verwiesen, wonach der Primas von Ungarn das Recht habe, liturgische Angelegenheiten in Ungarn selbst zu entscheiden.
Da das Motu Proprio des Papstes keine Einschränkung dieses Privilegs erwähne, habe er weiterhin das Recht, "die Frage der 'forma extraordinaria' der Heiligen Messe nach eigenem Ermessen zu regeln", wurde Erdö in der "Reddit"-Meldung zitiert. Deshalb erkläre er, dass er die Feier der Tridentinischen Liturgie weiterhin auf der Grundlage der 2007 von Papst Benedikt XVI. (2005-2013) festgelegten Praxis regeln werde. Neben dem Erzbistum Esztergom-Budapest erklärte am Montag auch der ungarische Botschafter beim Heiligen Stuhl, Eduard Habsburg, dass die Kardinal Erdö zugeschriebenen Aussagen falsch seien. Die Internetnutzer sollten Texten, die auf "Reddit" veröffentlicht würden, kein Vertrauen schenken.
Papst Franziskus hat Feier der Alten Messe deutlich eingeschränkt
Papst Franziskus hatte die Feier der sogenannten Alten Messe am Freitag mit dem Motu Proprio "Traditionis custodes" (Hüter der Tradition) deutlich eingeschränkt. Laut dem Erlass ist der ordentliche, von Papst Paul VI. (1963-1978) und Johannes Paul II. (1978-2005) erlaubte Messritus die "einzige Ausdrucksweise" des Römischen Ritus. Der 2007 von Benedikt XVI. in größerem Umfang erlaubte außerordentliche Ritus darf künftig nur noch unter engen Auflagen gefeiert werden.
Laut dem Motu Proprio darf nur der Ortsbischof für seine Diözese den Gebrauch des 1962 von Papst Johannes XXIII. (1958-1963) veröffentlichten Messbuchs gestatten. Er allein bestimmt demnach Kirchen und Wochentage für die Feier; zudem beauftragt er die Priester, die mit Gläubigen die Gottesdienste entsprechend feiern wollen. Die Lesungen in der üblicherweise auf Latein gefeierten Messfeier müssen laut der Neuregelung in der jeweiligen Landessprache vorgetragen werden. Nicht gestattet ist die Feier nach altem Ritus in normalen Pfarrkirchen, auch dürfen dafür keine eigenen Personalgemeinden gebildet werden. Franziskus begründete seine Entscheidung in einem Begleitbrief an die Bischöfe damit, dass insbesondere die von Benedikt XVI. 2007 erhoffte Versöhnung und größere Einheit in der Kirche nicht eingetreten seien. (stz)