Mitbegründerin des Neokatechumenalen Weges soll Selige werden
Carmen Hernandez (1930-2016), Mitbegründerin des Neokatechumenalen Weges, soll seliggesprochen werden. Wie spanische Medien und das Portal Vatican News berichteten, feierte der Madrider Erzbischof Kardinal Carlos Osoro zu Hernandez' fünftem Todestag (19. Juli) eine Messe in der Kathedrale der spanischen Hauptstadt. Dabei sei ihm eine Sammlung von Dokumenten mit der Bitte übergeben worden, offiziell die diözesane Phase des Seligsprechungsprozesses zu eröffnen.
Hernandez hatte 1964 zusammen mit Kiko Argüello (82) in Spanien den sogenannten Neokatechumenalen Weg gegründet, eine geistliche Bewegung in der katholischen Kirche. Sie ist von den Praktiken der frühen Kirche inspiriert und bietet etwa 40.000 Gruppen, die auf bestehenden Pfarreien basieren, eine christliche Lebensbegleitung.
Laut dem religiösen Portal Vida Nueva Digital haben Anhänger von Hernandez bereits mehr als 16.000 Seiten Material gesammelt. Wenn dem Antrag auf Eröffnung des Prozesses stattgegeben wird, werden in einem nächsten Schritt Zeitzeugen, Historiker und Theologen angehört.
Teil der Leitung bis zum Tod
Die am 24. November 1930 im spanischen Olvega geborene Hernandez erwarb einen Abschluss in Theologie und arbeitete anschließend als Freiwillige für Sozialprojekte in den Vororten Madrids. Dort lernte sie den Künstler Argüello kennen, mit dem sie eine erste Gemeinschaft von Gleichgesinnten gründete. Bis zu ihrem Tod mit 85 Jahren gehörte sie der Leitung der Gemeinschaft an.
Der Neokatechumenale Weg zählt zu den sogenannten Neuen Geistlichen Gemeinschaften in der katholischen Kirche. Er hat sich zur Aufgabe gemacht, getaufte Christen langfristig auf ihrem Glaubensweg zu begleiten und ihr religiöses Leben zu intensivieren. Das versuchen die Mitglieder durch geistliche Übungen sowie durch die Bildung fester Gruppen, die über einen Zeitraum von mindestens 15 Jahren bestehen. Der Name der Gemeinschaft lehnt sich an die Einführung von Taufbewerbern ("Katechumenat") in den christlichen Glauben an.
Weltweit gibt es mehr als 100 neokatechumenale Priesterseminare, die alle den Namen "Redemptoris Mater" (Mutter des Erlösers) tragen, darunter zwei in Deutschland. In den Diözesen wird die Bewegung in der Regel auf Einladung des Ortsbischofs tätig. Der Neokatechumenale Weg ist geprägt von starker Gruppenbindung und einem ausgeprägten Eigenleben der Gemeinschaften – unter anderem mit von der Pfarrgemeinde getrennter und teils unterschiedlicher Feier der Eucharistie in kleinen Gruppen. Laien nehmen als Vorsteher von neokatechumenalen Gruppen eine starke Stellung ein.
Der Vatikan erkannte die Statuten der Gemeinschaft 2008 nach fünfjähriger Erprobungsphase endgültig an. Zuvor waren die Mitglieder 2005 aufgefordert worden, sich stärker als bisher in die bestehenden Pfarreistrukturen zu integrieren. Papst Franziskus traf mehrfach mit Hernandez und Argüello zusammen. (KNA)