"Fehlverhalten": Generalsekretär der US-Bischofskonferenz tritt zurück
Der Generalsekretär der US-Bischofskonferenz, Jeffrey Burrill, ist überraschend zurückgetreten. Das bestätigte der Konferenz-Vorsitzende Erzbischof Jose Gomez am Dienstag. In der offiziellen Mitteilung heißt es, er wisse von einer kurz bevorstehenden Veröffentlichung über ein "möglicherweise unangemessenes Fehlverhalten" Burrills in den Medien. Dies beinhalte jedoch "keine Vorwürfe wegen Fehlverhaltens gegenüber Minderjährigen", schreibt Gomez in dem Brief an alle Bischöfe.
Weiter hieß es, um den laufenden Betrieb und die Arbeit der Bischofskonferenz nicht zu gefährden, sei "der Monsignore mit sofortiger Wirkung zurückgetreten". Man nehme die Vorwürfe ernst und unternehme "alle notwendigen Schritte, um sie zu untersuchen".
Der Erzbischof von Los Angeles benannte den stellvertretenden Generalsekretär Michael Fuller als Interimsnachfolger, der Burrill bei den Wahlen während der Herbstversammlung im November 2020 unterlegen war. Fuller stammt aus der Diözese Rockford in Illinois und war früher als Exekutivdirektor des Sekretariats für Lehre und kanonische Angelegenheiten der US-Bischofskonferenz tätig.
App-Datensatz war auf dem Markt
Burrill, ein Priester aus dem US-Bundesstaat Wisconsin, war als Nachfolger von Monsignore Brian Bransfield für fünf Jahre gewählt worden. Bisher äußerte er sich nicht zu seinem Rücktritt und den Vorwürfen.
Kurz nach der offiziellen Erklärung der Bischofskonferenz veröffentlichte das katholische US-Nachrichtenmagazin "The Pillar" einen Artikel, in dem über "sexuelles Fehlverhalten" von Burrill berichtet wurde. Demnach war dieser von 2018 bis 2020 auf "Grindr", einer Dating-App für Homosexuelle, unterwegs. Außerdem sei davon auszugehen, dass Burrill Schwulenclubs besucht habe. "The Pillar" hat nach eigenen Angaben einen auf dem Markt befindlichen Datensatz verwendet, aus dem sich schließen ließe, dass Burrill nahezu täglich die App verwendet habe. Der Datensatz basiere auf von der App nach Einwilligung der Nutzer gesammelten Daten. Dabei werde zwar nicht der Name der Nutzer erfasst, jedem Gerät aber eine eindeutige Identifikationsnummer zugeordnet.
Laut "The Pillar" ist es möglich, aus dem vorliegenden Datensatz mit Zeitpunkten versehene Ortsdaten und Nutzungsinformationen zu den einzelnen Geräten auszuwerten. Dadurch habe man auf die Identifikationsnummer des von Burrill verwendeten Geräts schließen können, indem bekannte Aufenthaltsorte des Generalsekretärs wie sein Büro und seine Wohnungen mit den zur Verfügung stehenden Daten korrelliert wurden. Laut der Datenschutzerklärung gibt "Grindr" verschiedene Geräte-Identifikationsnummern und Standortinformationen an Werbepartner weiter. Anfang des Jahres hatte die norwegische Datenschutzaufsicht "Grindr" ein Bußgeld in Höhe von 10 Millionen Euro auferlegt, nachdem das Unternehmen ohne rechtliche Grundlage Daten zu Aufenthaltsort und Profildaten für Werbezwecke an weitere Unternehmen weitergegeben hatte.
Gegenüber katholisch.de teilte ein Sprecher von "Grindr" mit, dass das von "The Pillar" beschriebene Vorgehen "aus technischer Sicht undurchfürbar" sei. "Es gibt absolut keine Beweise, die die Behauptungen einer unzulässigen Datenerfassung oder -nutzung im Zusammenhang mit der Grindr-App stützen", so der Sprecher weiter. Das Unternehmen distanzierte sich außerdem von der Berichterstattung von "The Pillar", die es als "homophob und voll von substanzlosen Andeutungen" bezeichnete. (fxn/KNA)
21.Juli 2021,16.15 Uhr, ergänzt um Statement von Grindr.