Jesuit Martin: "Hexenjagd" auf Homosexuelle in Kirche muss enden
Der US-amerikanische Jesuit James Martin hat ein Ende der "Hexenjagd" auf vulnerable Gruppen in der Kirche gefordert. Solche Angriffe kämen nicht von Gott und seien "in keiner Weise katholisch", schrieb Martin am Dienstag auf Twitter. Er bezog sich damit auf den am selben Tag erfolgten Rücktritt des Generalsekretärs der US-Bischofskonferenz, Jeffrey Burrill. Grund für den überraschenden Rücktritt war ein Artikel des katholischen US-Nachrichtenmagazin "The Pillar", in dem offengelegt wurde, Burrill habe die homosexuelle Dating-App "Grindr" genutzt und Schwulenclubs besucht.
Für die Recherche hatte "The Pillar" nach eigenen Angaben einen auf dem Markt befindlichen Datensatz verwendet, aus dem sich schließen ließe, dass Burrill nahezu täglich die App verwendet habe. Martin verurteilte das Vorgehen als "Spionage unter dem Deckmantel einer journalistischen 'Untersuchung'". Unabhängig der Taten Burrills müsse man fragen, zu wessen Nutzen hier agiert wurde, so Martin. Derartige "Hexenjagden" würden sich oft gegen verletzliche Personen richten, die in der Kirche arbeiteten, oder auf solche, mit denen die Autoren nicht einverstanden seien oder sie schlicht nicht leider könnten.
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Würde man dieses Spiel weitertreiben, dürfte solche Spionage nicht bei Priestern enden: "Warum nicht verheiratete Pastoralmitarbeiter in Kirchengemeinden ausspionieren? Vielleicht benutzen sie die Geburtenkontrolle. Und warum dort aufhören? Warum nicht alle Gemeindemitglieder ausspionieren?", fragte der Jesuit überspitzt. Das Handeln der Kirche müsse sich dagegen an dem Psalmvers orientieren: "Würdest du, Herr, die Sünden beachten, mein Herr, wer könnte bestehen?" Martin kritisierte außerdem eine Vermischung von Homosexualität und Pädophilie, wie sie im weiteren Verlauf des Pillar-Artikels indirekt vorgenommen werde.
Der Jesuit setzt sich seit mehreren Jahren offen für einen anerkennenden Umgang der Kirche mit queeren Menschen ein. 2017 erschien dazu sein Buch "Building a Bridge" ("Eine Brücke bauen"), für das er von konservativen Kirchenkreisen insbesondere in den USA zum Teil heftig kritisiert wurde. Papst Franziskus dagegen lobte Martins LGBTQ-Seelsorge im Juni ausdrücklich in einem handgeschriebenen Brief. (mfi)