Riten, Festen und Geräte: Das große Quiz zur Liturgie
Sie kennen sich umfassend mit allen Themen der katholischen Kirche aus? Ob Bräuche, Kirchenrecht, Sakramente oder Kurioses: Testen Sie Ihr Wissen in der Aktionswoche von katholisch.de: Jeden Tag gibt es ein neues Quiz zu einem spannenden Thema. Tag 6: Sie sind ein Experte rund um das Thema Liturgie? Stellen Sie Ihr Wissen unter Beweis.
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Liturgie ist zentral im Leben der Kirche: In ihr vollzieht sich "das Werk unserer Erlösung", heißt es in der Konstitution "Sacrosanctum Concilium" des Zweiten Vatikanischen Konzils. Gottesdienste sind reich an Geschichte und Symbolik – schließlich prägt das gemeinsame Feiern die Kirche von Anfang an. Schon wer immer in derselben Gemeinde das Jahr über die Messe mitfeiert, erlebt vielfältige Zeichen: Vom ersten Advent, dem Beginn des Kirchenjahres, bis zu Christkönig, dem letzten Sonntag im Kirchenjahr, durchläuft die Kirche mehrere liturgische "Jahreszeiten": Den Advent, die Weihnachtszeit, die Fastenzeit, die Osterzeit mit ihren unterschiedlichen liturgischen Farben. In manchen dieser Jahreszeiten gibt es auch liturgische Besonderheiten: In der Osterzeit ist das Mittagsgebet der Kirche nicht das Angelus, sondern das Regina Coeli, und die Adventszeit endet mit den O-Antiphonen, alttestamentlichen Anrufungen, die spirituell auf Weihnachten vorbereiten.
Dazu kommen viele Feste, die oft auch regional unterschiedlichen Stellenwert haben: Schutzpatrone werden besonders gefeiert, in Deutschland ist der Pfingstmontag ein Feiertag, während er im Vatikan ein normaler Arbeitstag ist, und besonders die Gottesmutter wird vielfältig geehrt. 16 Marienfeste und Gedenktage und zwei weitere Jesus gewidmete "Herrenfeste", die mit Maria verbunden sind, kennt der Römische Generalkalender, der die in der ganzen Kirche gefeierten Tage sammelt. Alle paar Wochen kann man einen Mariengedenktag feiern – im Generalkalender dauert die längste Durststrecke 91 (in Schaltjahren 92) Tage zwischen dem Gedenktag "Unsere liebe Frau in Lourdes" (11. Februar) und dem Gedenktag "Unsere Liebe Frau von Fátima". Viele Details bemerkt man möglicherweise gar nicht, wenn man nicht darauf achtet: Wer weiß schon, dass bei einer Messe mit dem Ortsbischof sieben statt sechs Kerzen auf den Altar gehören? Zum Glück gibt es viele Fachleute für die Liturgie: Ohne erfahrene Mesnerinnen und Küster ginge kaum etwas, und manch ein Pfarrer wäre ohne seine Ministranten ziemlich alleingelassen auf dem Altar: Sie helfen ihm etwa mit dem Weihrauch. Einer, der Thuriferar, trägt das Rauchfass, der Navicular, trägt das "Schiffchen", in dem der Weihrauch aufbewahrt wird. Bei Bischofsmessen gibt es Dienste, die für das Tragen der Mitra ("Mitrafer") und des Bischofsstabs ("Baculifer") zuständig sind – viel zu tun für die Messdiener.
Vielfalt der Riten
Die Tradition der Liturgie ist vielfältig: Wer heute einen katholischen Gottesdienst mitfeiert, kann das nicht nur im römischen Ritus tun, der in der lateinischen Kirche (also im Westen) die übliche Form ist: Neben den Liturgien der katholischen Ostkirchen gibt es auch in der westlichen Kirche eine überraschende Vielfalt. Zwar sind historische Riten wie der im heutigen Frankreich gefeierte gallikanische Ritus nicht mehr in Gebrauch. Noch heute wird aber der mozarabische Ritus in der Kathedrale von Toledo, in Salamanca, bei den Mönchen auf dem Montserrat und in der Abtei Santo Domingo de Silos gefeiert, in der Kirchenprovinz Mailand der Ambrosianische Ritus. Die Riten unterscheiden sich in einigen Details vom römischen: Teilweise andere Reihenfolgen im Ablauf, Unterschiede im Kirchenjahr – der Mailänder Advent dauert sechs Wochen – und in Texten und Gesang. Für Katholiken aus der anglikanischen Tradition – oft Konvertiten aus der Kirche von England – ist es seit den 1980er Jahren möglich, den anglikanischen Ritus auch innerhalb der römisch-katholischen Kirche zu feiern. Zu den regionalen Besonderheiten gehören auch besondere Privilegien: So ist blau zwar eigentlich keine liturgische Farbe mehr. Mit besonderem Privileg dürfen aber mancherorts doch noch blaue Paramente getragen werden wie im Marienwallfahrtsort Mariazell in Österreich oder in Spanien und seinen ehemaligen Kolonien wie den Philippinen.
Der im Westen gefeierte Römische Ritus wurde zuletzt nach dem Zweiten Vatikanum deutlich verändert. Deutlich wird das schon im Messbuch: Die Messe beginnt im neuen Messbuch damit, dass sich die Gemeinde versammelt – nicht etwa durch eine Handlung des Priesters oder wenn der Zelebrant und die Ministranten die Sakristei mit dem Dialog "Unsere Hilfe ist im Namen des Herrn – der Himmel und Erde erschaffen hat" verlassen und die Altarglocke schellt. Das ist ein Zeichen dafür, worum es den Konzilsvätern ging: "Das christliche Leben unter den Gläubigen mehr und mehr zu vertiefen" und durch "tätige Teilnahme" das ganze Gottesvolk zu beteiligen. Den deutlichsten Unterschiede zwischen "Alter" und "Neuer" Messe – die Zelebrationsrichtung zum Volk hin statt "mit dem Rücken zum Volk", oder genauer: gemeinsam mit dem Volk in Richtung Osten – findet man in der Liturgiekonstitution nicht. Auch die quasi vollständige Ersetzung des Lateinischen durch die Muttersprache findet sich dort nicht, lediglich Kann-Vorschriften für die Muttersprache. Von Gitarre und Schlagzeug ist dort auch keine Rede: "Die Pfeifenorgel soll in der lateinischen Kirche als traditionelles Musikinstrument in hohen Ehren gehalten werden", legt die Konstitution fest. Immerhin: auch andere Instrumente dürfen zugelassen werden, wenn sie der Würde des Gottesdienstes angemessen sind.
Fistula, Colum und Cochlearium
Auch heute noch ist die Liturgie ständig in Bewegung, nicht nur seit der Liturgiereform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Manche historische Geräte sind mittlerweile außer Gebrauch gekommen, die früher in besonderen Situationen etwa die Reinheit der eucharistischen Materien, vor allem des Weins, sicherstellen sollten, wie die Fistula, ein liturgischer Trinkhalm, oder das Colum, ein Sieb für den Wein, oder das Cochlearium, der Löffel, mit dem früher einige Tropfen Wasser dem Wein beigegeben wurden. Papst Franziskus hat für die Feier der Messe nach dem Messbuch von 1962 im Juli erst angeordnet, dass dort, wo sie noch gefeiert werden darf, künftig muttersprachliche statt lateinische Lesungen verwendet werden müssen. Im deutschen Sprachraum ist die deutlichste Änderung der jüngsten Zeit sicher die Umstellung der Lesungen auf die neue Einheitsübersetzung der Bibel – bis die Lektionare fertig wurden, hat es erstaunlich lange gedauert: Im Liturgischen Institut wurde in mühsamer Kleinarbeit jeder Beginn einer Lesung so angepasst, dass er auch ohne die Verse zuvor verständlich ist: Dabei wurden Formulierungen wie "Und danach ging er" für den Vortrag in "In jener Zeit ging Jesus" verändert – fünf Fachleute waren damit über Jahre befasst.
Die vielen Regeln, Rituale und Symbole stellen an sich schon einen historischen Reichtum dar: Was heute in den Kirchen auf der ganzen Welt gefeiert wird, entstand und entsteht aus einer vielfältigen menschlichen Geschichte und Tradition. Diese ästhetische Vielfalt ist aber kein Selbstzweck: Alles gründet in der Zusage Jesu, dass er da ist, "wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind" – und was die Kirche heute in der Welt feiert, verweist auf ein größeres Ziel: "In der irdischen Liturgie nehmen wir vorauskostend an jener himmlischen Liturgie teil, die in der heiligen Stadt Jerusalem gefeiert wird, zu der wir pilgernd unterwegs sind, wo Christus sitzt zur Rechten Gottes, der Diener des Heiligtums und des wahren Zeltes", heißt es in der Liturgiekonstitution.
Themenseite: Die Quiz-Rubrik von katholisch.de
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