Bischof Overbeck, Caritaspräsident Neher und Moraltheologin Schlögl-Flierl

Katholische Vertreter bekräftigen Ablehnung von Suizidbeihilfe

Veröffentlicht am 09.08.2021 um 13:30 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Bisweilen werde die Position der katholischen Kirche zur Suizidbeihilfe als "unbarmherzig, würdelos und stumpf" beschrieben, schreiben drei katholische Kirchenvertreter. Barmherzigkeit bedeute aus katholischer Sicht jedoch etwas anderes.

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Die katholische Kirche bleibt bei ihrer ablehnenden Position gegenüber assistiertem Suizid. Sie wolle "Hilfe im Sterben und nicht Hilfe zum Sterben leisten", heißt es in einem Gastbeitrag in der "Welt" (Montag). Die Verfasser sind der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck, Caritaspräsident Peter Neher und die Moraltheologin Kerstin Schlögl-Flierl.

Bisweilen werde diese Position als "unbarmherzig, würdelos und stumpf dem Leid der Wehrlosen gegenüber" kritisiert, schreiben die Autoren. Barmherzigkeit bedeute indes aus katholischer Sicht "das Begleiten beim Sterben und nicht das Verhelfen zu diesem". Dazu gehöre auch, "den subtilen Druck auf ältere und kranke Menschen gerade nicht zuzulassen, der unweigerlich entsteht, sobald die Beihilfe zum Suizid als eine Dienstleistung – und als ein Ausweg aus ihrer hilfebedürftigen Situation – angeboten würde."

Im Februar 2020 hatte das Bundesverfassungsgericht das Verbot der geschäftsmäßigen Beihilfe zur Selbsttötung gekippt. Die Selbsttötung gehöre zum Recht auf Selbstbestimmung, so die Karlsruher Richter. Das schließe auch die Hilfe Dritter ein.

"Hoffnungsabsage an Gott, die anderen, aber auch sich selbst"

Unbenommen sei Selbstbestimmung "ein zentraler Wert", schreiben dazu Overbeck, Neher und Schlögl-Flierl. Der katholische Glaube verstehe Selbstbestimmung jedoch "relational", also in Beziehungen: "in Bezug zu sich selbst, in Bezug zu anderen – im Falle des Suizids die Angehörigen – und – für einen gläubigen Christen und eine gläubige Christin – in Bezug zum personalen Gott".

Insofern bedeute ein Suizid stets "eine Hoffnungsabsage an Gott, die anderen, aber auch sich selbst". Für Christen gelte dagegen "eine prinzipielle Hochschätzung des menschlichen Lebens in all seinen Phasen". Die katholische Kirche verurteile Suizidenten nicht, sondern respektiere ihre Entscheidung. "Der Absage an einen Sinn, an den Wert des Lebens, der im Suizid zum Ausdruck kommt, kann aber ebenso wenig zugestimmt werden wie einer Vorstellung von Freiheit, die auch den Suizid umfasst."

Es brauche eine umfassende palliative und hospizliche Kultur, fordern die Autoren. "Nicht Leidverweigerung, sondern das Mit-Leiden, lebenszugewandt, aber nicht übertherapierend, befähigend, aber nicht bevormundend, begleitend, aber nicht den Tod befördernd", laute die Devise. Auch dürfe kein Druck entstehen, unter dem Menschen "anstatt des eventuell teureren Aufenthalts in der vollstationären Pflegeeinrichtung die 'kostengünstigere' Variante der Suizidbeihilfe" wählten. Die gesetzliche Finanzierung von Einrichtungen dürfe daher keinesfalls vom Angebot der Suizidbeihilfe abhängig sein. (KNA)