Bereitschaft in Kirche zum kollektiven Untergang sei größer als Reformwille

Neues Buch "Dranbleiben" – Kritischer Pfarrer Jürgens gibt nicht auf

Veröffentlicht am 17.08.2021 um 15:34 Uhr – Lesedauer: 

Ahaus ‐ Schon in seinem letzten Werk "Ausgeheuchelt!" hatte er sehr kritisch die Situation der Kirche analysiert und umfassende Reformen angemahnt: Jetzt legt Pfarrer Stefan Jürgens aus dem Bistum Münster mit "Dranbleiben!" nach.

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Trotz vieler kritischer Anfragen an an die katholische Kirche ruft Pfarrer und Buchautor Stefan Jürgens dazu auf, sich dort weiter zu engagieren. Sein neues Buch "Dranbleiben! Glauben mit und trotz der Kirche - Ein Pfarrer gibt nicht auf" ist ab sofort erhältlich. Sein letztes Werk "Ausgeheuchelt!" hatte es 2019 auf mehrere Bestsellerlisten geschafft. Darin hatte der Pfarrer aus dem münsterländischen Ahaus und langjährige "Wort zum Sonntag"-Sprecher sehr kritisch die Situation der Kirche analysiert und umfassende Reformen angemahnt.

Die Zeit dränge, sagte Jürgens am Dienstag im Interview mit dem Münsteraner Portal kirche-und-Leben.de. Entweder die Kirche lasse sich "auf transparente Strukturen und demokratische Gepflogenheiten ein, oder sie wird weiter an Relevanz verlieren und schließlich zur fundamentalistischen Sekte schrumpfen".

Keinen Bestand könne zum Beispiel ein "autoritäres System wie im Erzbistum Köln haben", fügte er hinzu. Die Ereignisse um Kardinal Rainer Maria Woelki seien "für den derzeitigen Vertrauensverlust gegenüber katholischen Amtsträgern auf tragische Weise beispielhaft. Wer will Leuten, die lediglich an ihrer Macht kleben, aber keine Autoritäten sind, noch Glauben schenken? Warum haben wir so viele gehorsame Jungs und so wenig leitungserfahrene Frauen und Männer auf den Bischofsstühlen?"

Kritik am Synodalen Weg

Kritisch bewertet Jürgens auch das Reformprojekt Synodaler Weg. Weil es dort nicht wirklich demokratisch zugehe, werde "das Schiff des Synodalen Weges mit Volldampf im Leerlauf sinken". Bisher seien alle derartigen Gesprächsprozesse im Sande verlaufen. Auch dieser werde "nichts verändern und von daher die Frustration nur noch vergrößern".

Er habe wenig Hoffnung auf Reformen, bekannte Jürgens weiter: "Eher habe ich den Eindruck, dass die Bereitschaft zum kollektiven Untergang größer ist als der Reformwille." Gefragt sei daher eine "palliative Pastoral". Dabei wolle er "Mut machen, trotzdem zu glauben und diesen Glauben auch zu leben."

Denn Gott sei größer als die Kirche, und die Nachfolge Jesu sei gerade in Krisenzeiten herausfordernd und erfüllend, so Jürgens. Wer überlege, aus der Kirche auszutreten, könne in seinem Buch erfahren, "dass man seinen Glauben nicht an einer Institution, wohl aber an einer Glaubensgemeinschaft festmachen kann". Zudem habe er es geschrieben für "interessierte Christinnen und Christen, die sich von der Kirchenleitung unverstanden fühlen, aber von der Liebe Gottes in Jesus Christus ganz und gar erfüllt sind". (KNA)

Buch

Stefan Jürgens: "Dranbleiben! Glauben mit und trotz der Kirche - Ein Pfarrer gibt nicht auf", 224 Seiten, Verlag Herder, 20 Euro.