Weihbischof: Deutschland für afghanische Flüchtlinge gut gerüstet
Der Münsteraner Weihbischof Stefan Zekorn sieht die Gesellschaft und die Kirche in Deutschland für die Aufnahme von Flüchtlingen aus Afghanistan gut gerüstet. "Zu den guten caritativen Strukturen und der fachlichen Kompetenz haben wir auch in den Gemeinden unseres Bistums viele Menschen, die bereit sind zu helfen", so Zekorn in einer Mitteilung des Bistum Münster am Donnerstag. Zudem gebe es an der Basis Erfahrungswerte, "was Menschen, die Schreckliches erlebt haben, benötigen und wie man sie auffangen kann."
Zekorn, der Beauftragte für weltkirchliche Themen im Bistum Münster, sieht nach der Machtübernahme der radikal-islamischen Taliban in Afghanistan Deutschland in der Verantwortung. Einerseits müssten Nachbarstaaten unterstützt werden, um Flüchtenden helfen zu können. Andererseits müsse Deutschland bereit sein, "Flüchtlinge, die ein Recht auf Asyl haben, zum Beispiel weil sie in Lebensgefahr sind, aufzunehmen". Hier sei es zudem wichtig, dass sich die EU-Länder abstimmten. Es müsse das Bestmögliche getan werden, um Ortskräfte der Bundeswehr, Mitarbeiter von Hilfsorganisationen und Akteure aus Bildung, Politik und Kultur vor der Bedrohung durch die Taliban zu schützen sowie sie außer Landes zu bringen.
Glaubwürdigkeit des Westens infrage gestellt
Die Geschehnisse in dem Land seien eine Katastrophe für die USA sowie die europäischen Länder, so Zekorn. Die Glaubwürdigkeit des Westens sei infrage gestellt. Es müsse aufgeklärt werden, wie es zu der schnellen Machtübernahme kommen konnte. "Wir sind es den Menschen, die nun Unterdrückung und sogar den Tod fürchten müssen, schuldig. Wir tragen Mitverantwortung. Es ist auch unsere Politik, die dort offenbar Dinge dramatisch falsch eingeschätzt hat."
Nachdem die internationalen Truppen weitgehend aus Afghanistan abgerückt waren, hatten die Taliban in den vergangenen Wochen immer mehr Teile des Landes unter ihre Kontrolle gebracht, am Sonntag übernahmen sie auch in der Hauptstadt Kabul die Kontrolle. Bereits zwischen 1996 und 2001 hatten die Taliban in Afghanistan geherrscht und dort ein islamisches Emirat nach den Regeln der Scharia errichtet. Unter anderem war es Frauen praktisch nicht gestattet, das Haus zu verlassen. Aus Angst vor Verfolgung und Tötung versuchen zahlreiche Afghanen verzweifelt, das Land zu verlassen. (cph)