Standpunkt

Die strengen Vorgaben für Trauungen sollten gelockert werden

Veröffentlicht am 30.08.2021 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Eine katholische Trauung darf laut Kirchengesetz nur in einer katholischen Kirche vollzogen werden. Max Cappabianca kann den Sinn hinter dieser Regel erkennen, kommentiert aber: Die Bedürfnisse der Brautleute sind heute oft anders.

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Eine katholische Trauung darf nur in einer katholischen Kirche vollzogen werden. So will es das Kirchengesetz, und Alternativen sind kaum möglich. Ist diese strenge Regelung heute noch zeitgemäß? Ich glaube nicht, denn mittlerweile sieht die pastorale Realität oft ganz anders aus.

Zwar sind Trauungen in evangelischen Kirchen in Ausnahmefällen zulässig. Aber nur bei ökumenischen Hochzeiten und nur mit bischöflicher Genehmigung, die in der Regel auch unkompliziert erteilt wird. Anders sieht es bei Trauungen an anderen, nicht-religiösen Orten aus. Sie sind überhaupt nicht erlaubt: Im Freien, am Strand, in der Natur…

Der Sinn der Regel ist klar: Zwei Menschen spenden einander ein Sakrament, und ein Sakralbau stellt natürlich einen angemessenen Rahmen für diese heilige Handlung dar. Allerdings sind die Bedürfnisse der Brautleute oft noch anders gelagert. Sie wollen einen religiösen Ritus in der Nähe des Ortes, an dem anschließend gefeiert wird. Manche Menschen haben sich innerlich von der Kirche entfernt und empfinden die Stimmung in einem klassischen Kirchenbau als bedrückend. Manche Brautpaare wünschen sich etwas nach dem Vorbild eines Hollywood-Streifens…

Diese Erwartungen von vornherein abzuqualifizieren, halte ich für falsch. Zwar darf der religiöse Ritus nicht als zeremonieller Dekor missbraucht werden. Wer aber in heutigen Zeiten die Kirche noch um einen Segen für den eigenen Lebensbund bittet, dem darf unterstellt werden, dass es lautere, auch spirituelle Motive für den Wunsch nach einem alternativen Feierort geben kann.

Ich wünschte mir, dass in Deutschland die strengen Vorgaben gelockert werden. So kann der Einzelfall in den Blick genommen und ein Feierrahmen geschaffen werden, der sowohl der Würde des Sakraments als auch der persönlichen Situation der Brautleute gerecht wird.

Die Kultur des Heiratens hat sich weiterentwickelt. Unsere Regeln stammen noch aus Zeiten, in denen eine homogene konfessionelle Kultur vorausgesetzt werden konnte. Daher braucht es heute in Fragen der Hochzeitskultur eine neue Inkulturation des Evangeliums in unsere Zeit.

Von Pater Max Cappabianca

Der Autor

Der Dominikaner Max Cappabianca ist Leiter der Katholischen Studierendengemeinde Hl. Edith Stein in Berlin.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.