Seit Monaten gibt es in St. Liudger Konflikte

Bistum Münster: Pfarreirat von zerstrittener Pfarrei zurückgetreten

Veröffentlicht am 02.09.2021 um 10:45 Uhr – Lesedauer: 4 MINUTEN

Münster ‐ Neue Entwicklung in der zerstrittenen Münsteraner Pfarrei St. Liudger: Dort ist am Mittwochabend der Pfarreirat zurückgetreten, weil keine Basis mehr für eine "vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit" gesehen werde.

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Der Pfarreirat der zerstrittenen Pfarrei St. Liudger in Münster ist am Mittwochabend zurückgetreten. Grund dafür sei, dass die Mehrheit der Mitglieder keine Basis mehr für eine "vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit" mit dem Gemeindeausschuss der zu St. Liudger gehörenden Gemeinde St. Stephanus sehe, teilte das Bistum Münster am Donnerstag mit. In der Pfarrei, die 2016 aus vier vorher eigenständigen Gemeinden gebildet worden war, gibt es seit einigen Monaten Konflikte. Verstärkt wurden diese durch die Versetzung eines langjährigen Pfarrers der Pfarrei. Um die Situation zu befrieden, hatte der Münsteraner Weihbischof Stefan Zekorn im März die Verwaltung der zerstrittenen Pfarrei übernommen. Seither wurde laut Bistum in einem moderierten Prozess versucht, die Zusammenarbeit der vier Gemeinden in der Pfarrei zu verbessern.

"Traurig, dass es so weit kommen musste"

"Es ist sehr traurig, dass es so weit kommen musste. Ich halte den Rücktritt des Pfarreirates aber für notwendig", erklärte die Vorsitzende des Pfarreirates, Claudia Korsmeier, zu der aktuellen Entwicklung. Kirchliches Engagement brauche heute mehr denn je ein gutes und vertrauensvolles Miteinander von Haupt- und Ehrenamtlichen sowie von Ehrenamtlichen untereinander. "Wenn eine Gruppe in einer Pfarrei nur polarisiert, andere Menschen öffentlich angreift, sich zugleich aber gerne als Opfer darstellt und in keiner Weise bereit ist, sich selbst zu bewegen und auf den anderen zuzugehen, dann ist eine vertrauensvolle Zusammenarbeit nicht mehr möglich", so Korsmeier.

Auch Weihbischof Zekorn äußerte sein Bedauern über den Rücktritt des Rates. Er habe Verständnis dafür, dass es Menschen in der Gemeinde St. Stephanus gebe, die sich durch die Ereignisse der letzten Zeit, durch das Vorgehen des Bistums und auch durch Äußerungen aus dem Pfarreirat und dem Seelsorgeteam verletzt fühlten. "Pfarreirat und Seelsorgeteam ist das bewusst geworden. Beide Gruppen haben sich konstruktiv auf den Weg einer zukünftigen Zusammenarbeit eingelassen, jede öffentliche Kritik an Personen in der Gemeinde St. Stephanus unterlassen und Äußerungen, die von Menschen aus St. Stephanus beanstandet wurden, von der Website der Pfarrei gelöscht", so der Weihbischof.

Zekorn: So kann keine Gemeinschaft funktionieren

Der Gemeindeausschuss von St. Stephanus und die von Gläubigen gegründete Gruppe "St. Stephanus 2.0" seien jedoch ihrerseits nicht bereit, sich in dieselbe Richtung zu bewegen. "Sie sind nicht bereit, kritische und rufschädigende Äußerungen über einzelne Personen von einer privaten Website zu nehmen oder sich für eine Löschung einzusetzen; sie stellen Sachverhalte in der Öffentlichkeit nachweislich falsch und polemisch dar, sogar ohne zu versuchen, die Sache vorher im Gespräch mit den Personen, die sie angreifen, zu klären", betonte Zekorn. Sie würden nicht erkennen, dass sie mit ihrer teilweise massiven Kritik Menschen, die sich engagierten, öffentlich an den Pranger stellten und zutiefst verletzten. "So kann keine Gemeinschaft funktionieren. Ein gutes Miteinander in der Pfarrei wird nur möglich sein, wenn alle bereit sind, aufeinander zuzugehen", mahnte Zekorn.

In der zu St. Liudger gehörenden Gemeinde St. Stephanus war Ende vergangenen Jahres ein Streit zwischen der Gemeinde und dem Bistum wegen der Versetzung des dortigen Pfarrers entbrannt. Eine Gruppe von Gemeindemitgliedern protestierte gegen die Entscheidung, dass der Geistliche die Pfarrei im Sommer verlassen sollte. Nach Kritik des betroffenen Priesters an der Bistumsleitung in einer Predigt sowie einem Offenen Brief von Gläubigen, in dem von Intrigen und einer angeblich bewussten Einschränkung der Vielfalt in der Pfarrei als Gründe für die Versetzung die Rede war, hatte sich der Konflikt später zugespitzt. Das Bistum selbst hatte Ende April auf seiner Internetseite ausführlich zu dem Streit Stellung bezogen. (stz)