Pfarrei-Konflikt in Münster: Gruppe kritisiert Darstellung des Bistums
Die von kritischen Gläubigen gegründete Gruppierung "St. Stephanus 2.0" wehrt sich gegen die vom Bistum Münster verbreitete Darstellung der Vorgänge rund um den Rücktritt des Pfarreirats in der zerstrittenen Münsteraner Pfarrei St. Liudger. Man habe "mit Fassungslosigkeit das Agieren der Bistumsleitung und die einseitige Berichterstattung in den letzten Monaten" zur Kenntnis nehmen müssen, heißt es in einer am Wochenende veröffentlichten Stellungnahme von "St. Stephanus 2.0". Da das Bistum nun auch "Unwahrheiten" über engagierte Gläubige verbreite, müsse man "deutlicher werden", so die Gruppierung.
In der Pfarrei St. Liudger, die 2016 aus vier vorher eigenständigen Gemeinden, darunter St. Stephanus, gebildet worden war, gibt es seit einigen Monaten Konflikte. Verstärkt wurden diese durch die Versetzung eines langjährigen Pfarrers der Gemeinde. Um die Situation zu befrieden, hatte der Münsteraner Weihbischof Stefan Zekorn im März die Verwaltung der Pfarrei übernommen. Seither wurde laut Bistum in einem moderierten Prozess versucht, die Zusammenarbeit der vier Gemeinden in der Pfarrei zu verbessern. Vergangene Woche hatte die Diözese mitgeteilt, dass der Pfarreirat zurückgetreten ist. Grund dafür sei, dass die Mehrheit der Mitglieder keine Basis mehr für eine "vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit" mit dem Gemeindeausschuss von St. Stephanus sehe.
Vier Mitglieder nicht zurückgetreten
Diese Darstellung sei sachlich falsch, betont "St. Stephanus 2.0". Vier Mitglieder seien nicht zurückgetreten, darunter alle Mitglieder aus St. Stephanus. Falsch sei auch der Vorwurf seitens des Bistums und des Pfarreirats, die Stephanusgemeinde sei nicht bereit, sich in der Auseinandersetzung zu bewegen. "Die Gemeinde St. Stephanus hat sich trotz großer Vorbehalte auf den vom Bistum vorgeschriebenen Moderationsprozess mit einem vom Bistum ausgewählten Moderator eingelassen und aktiv mitgearbeitet", unterstreichen die Unterzeichner der Stellungnahme.
Außerdem weist "St. Stephanus 2.0" den von Weihbischof Zekorn geäußerten Vorwurf zurück, auf der Internetseite der Gruppierung gebe es "kritische und rufschädigende Äußerungen" über einzelne Personen. Um diese Anschuldigungen zu klären, habe das Redaktionsteam und der Betreiber der Website dem Pfarreirat von St. Liudger mehrfach vergeblich Gespräche angeboten. Stattdessen habe der Pfarreirat die von Weihbischof vorgeschlagenen moderierten Gespräche über die Homepage per Mehrheitsbeschluss abgelehnt und die Abschaltung der Seite gefordert. "Eine Bereitschaft, sich konstruktiv über Probleme und Kritik miteinander auseinanderzusetzen, gab es von Seiten der betreffenden Pfarreiratsmitglieder nicht", heißt es.
Ende vergangenen Jahres war in St. Stephanus ein Streit zwischen der Gemeinde und dem Bistum wegen der Versetzung eines dort tätigen Priesters entbrannt. Eine Gruppe von Gemeindemitgliedern protestierte gegen die Entscheidung, dass der Geistliche die Pfarrei im Sommer verlassen sollte. Nach Kritik des betroffenen Priesters an der Bistumsleitung in einer Predigt sowie einem Offenen Brief von Gläubigen, in dem von Intrigen und einer angeblich bewussten Einschränkung der Vielfalt in der Pfarrei als Gründe für die Versetzung die Rede war, hatte sich der Konflikt später zugespitzt. Das Bistum selbst hatte Ende April auf seiner Internetseite ausführlich zu dem Streit Stellung bezogen. (mal)