Flügge zu Ehrenamtsmotivation: Feste feiern statt Negativnachrichten
Der Politikwissenschaftler und Kommunikationsberater Erik Flügge sieht die Kirche in einer negativen Nachrichtenspirale, die Menschen davon abhält, sich ehrenamtlich in den Gemeinden zu engagieren. Um Personen etwa für die Mitarbeit im Kirchengemeinderat zu motivieren, brauche es mehr positive Kirchenerlebnisse vor Ort, sagte Flügge am Montag im Interview mit dem Internetportal "Kirche + Leben". Entscheidend sei ein lebendiges Gemeindeleben, "das sich offensiv nach Außen erzählt, das fröhliche Feste feiert, das Lust hat und Lust macht, an diesem Gemeindeleben teilzunehmen".
Die Kirchengemeinderäte könnten nicht vor Ort die globalen Probleme der katholischen Kirche lösen. Die ständige Beschäftigung mit konfliktbelasteten Themen würde den Ehrenamtlichen die Lust an ihrer Arbeit nehmen, so der Kommunikationsberater. Man sollte den Gemeindemitgliedern vielmehr sagen: "Ihr rettet nicht den ganzen Laden, aber ihr kriegt das vielleicht hin, ein großartiges Fest zu feiern, eine Themenwoche zu organisieren, sich realistische Ziele stecken, diese mit Freude verfolgen und erfüllen."
Strukturen verkleinern und persönlichen Kontakt suchen
Um Menschen für ein kirchliches Ehrenamt zu begeistern, plädierte der Politikwissenschaftler für mehr persönliche Kontaktarbeit. Diese könne etwa über Hausbesuche oder Telefonanrufe geschehen: "Es lohnt sich manchmal, den Radius viel weiterzuziehen in der Gemeinde, und zum Beispiel Menschen anzusprechen, die nur ab und an auftauchen." Auf diese Weise ließen sich insbesondere auch mehr Frauen für Kirchenämter gewinnen, so Flügge.
Flügge äußerte sich im Hinblick auf die im November anstehenden Pfarrgemeinderats- und Kirchenvorstandswahlen in den fünf nordrhein-westfälischen (Erz-)Bistümern Aachen, Essen, Köln, Münster und Paderborn. Der Politikwissenschaftler empfahl diesbezüglich, die Zahl der Mitglieder in kirchlichen Gremien bundesweit um rund ein Drittel zu reduzieren. Deren Strukturen seien zu einer Zeit entstanden, "zu der es noch wesentlich mehr Engagierte gab". Um den heutigen Proportionen der Gemeinden gerecht zu werden, bedürfe es jedoch deutlich weniger aktiver Mitarbeiter, die sich dann auch leichter finden ließen. Gleichzeitig müssten die Gremien von den Verantwortlichen ernstgenommen werden und wirkliche Entscheidungsbefugnisse erhalten, damit Menschen sich gerne darin engagierten, so Flügge. (mfi)