Als ein optimistischer Petrus am Stimmungskiller Jesus verzweifelte
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Impuls von Schwester Jakoba Zöll
"Da nahm ihn Petrus beiseite und begann, ihn zurechtzuweisen."
Petrus will nicht hören, wo all das hinführen könnte, was Jesus predigt und vorlebt, will sich nicht Gedanken darüber machen, dass das mehr sein könnte als fröhlich und euphorisch durch Galiläa zu ziehen und neue Anhängerinnen und Anhänger gewinnen. Er ist doch gerade selbst noch voll im Hoch, weil er glaubt verstanden zu haben, wer Jesus ist.
Die Nacht auf dem See ist noch nicht lang her, wo er im Wasser versank und nur die anderen Jünger Jesus als Messias bekannten. Jetzt endlich gab es für ihn die Chance, ihn als den Messias zu bekennen, endlich scheint alles im Reinen, er weiß wer Jesus ist, er konnte es ihm sagen, alles ist gut - und dann kommt Jesus mit diesen dunklen Vorausahnungen daher. Das kann doch nicht wahr sein! Er nimmt ihn beiseite und weist ihn zurecht.
Zurechtweisen. Ein ziemlich hartes Wort, oder? Petrus geht Jesus richtig an, er ist wütend und getroffen, dass Jesus gerade jetzt solche für ihn völlig aus der Luft gegriffenen Zukunftsvisionen erzählt. Das kann er doch wirklich nicht glauben. Und wenn er das glauben oder befürchten sollte, dann muss Petrus ihm doch klar machen, dass das völliger Blödsinn ist.
Jesus reagiert anders als von Petrus gedacht. Er ist nicht dankbar für seinen Optimismus, gratuliert ihm nicht zu seiner gelungenen Nachfolge. Er schickt ihn weg, bezeichnet ihn in seinen Anliegen und Zukunftsplänen als Satan. Diese rosige Zukunft die Petrus sich vorstellt, die sei nur das was Menschen wollen, aber nicht das, was Gott will.
Wie lässt sich das verstehen? Gottes Wille ist sicher nicht Leid und Tod, weder für uns heute noch für Jesus damals. Was Jesus mit dieser drastischen Aussage klar machen will, ist dass er bereits ahnt, dass seine Idee vom Leben, seine Verkündigung in naher Zukunft auch ganz andere Konsequenzen haben könnte (und der Evangelist ja bereits weiß, was geschehen wird). Dass Nächstenliebe und Reich Gottes nicht immer nur auf Gegenliebe trifft, nicht immer nur einfaches Leben und leichte Entscheidungen bedeutet. Und gerade darin, sich dieser Konsequenz zu stellen und treu das Reich Gottes auf Erden zu verkünden und zu leben, die Nachfolge Jesu besteht.
Für Petrus sicher ein Schlag vor den Kopf. Aber auch zu uns gesprochen, wenn wir in unserer Nachfolge nur den leichten Weg gehen wollen, vor den schwierigeren, herausfordernden Konsequenzen aber die Augen verschließen. Da geht es für uns heute in Deutschland sehr selten um Leben und Tod, es könnte aber um Fragen eines nachhaltigen Lebensstils gehen, um die Bundestagswahlen, um gesellschaftliches Miteinander, um Zivilcourage und um vieles mehr.
"Wenn einer hinter mir hergehen will, verleugne er sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach."
Aus dem Evangelium nach Markus (Mk 8,27–35)
In jener Zeit ging Jesus mit seinen Jüngern in die Dörfer bei Cäsarea Philippi. Auf dem Weg fragte er die Jünger: Für wen halten mich die Menschen? Sie sagten zu ihm: Einige für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für sonst einen von den Propheten.
Da fragte er sie: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Simon Petrus antwortete ihm: Du bist der Christus! Doch er gebot ihnen, niemandem etwas über ihn zu sagen.
Dann begann er, sie darüber zu belehren: Der Menschensohn muss vieles erleiden und von den Ältesten, den Hohepriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden; er muss getötet werden und nach drei Tagen auferstehen. Und er redete mit Freimut darüber.
Da nahm ihn Petrus beiseite und begann, ihn zurechtzuweisen. Jesus aber wandte sich um, sah seine Jünger an und wies Petrus mit den Worten zurecht: Tritt hinter mich, du Satan! Denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen.
Er rief die Volksmenge und seine Jünger zu sich und sagte: Wenn einer hinter mir hergehen will, verleugne er sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen und um des Evangeliums willen verliert, wird es retten.
Die Autorin
Schwester Jakoba Zöll ist Novizin bei den Olper Franziskanerinnen. Sie arbeitet an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Bonn als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte und schreibt an Ihrer Promotion.