Weihbischof Lohmann kritisiert Initiative von Bischof Voderholzer
Der Münsteraner Weihbischof Rolf Lohmann hat die Anfang September von Bischof Rudolf Voderholzer initiierte Internetseite mit alternativen Texten zum Synodalen Weg kritisiert. In den Diskussionen des kirchlichen Reformprozesses könnten alle Meinungen eingebracht werden, dies müsse "nicht parallel in anderen Räumen" geschehen, sagte Lohmann am Mittwoch in einem Interview dem Online-Portal "Kirche und Leben". Zu Beginn des Synodalen Wegs sei vereinbart worden, dass dort auch Kritik geäußert werden könne.
Er halte die Kirche für reformfähig, sagte Lohmann weiter. Zum Abschluss des Synodalen Wegs müsse gezeigt werden, "dass wir den Abgrund des Missbrauchsskandals wirklich aufarbeiten". Dazu habe man sich auf einen "geistlichen Lernprozess" begeben, bei dem man die begangenen Fehler ausmache, Konsequenzen ziehe und "dann wirklich mit Reformschritten nach vorne" gehe. Der Weihbischof sprach sich etwa dafür aus, humanwissenschaftliche Erkenntnisse in die Beratungen einzubeziehen. "Ich möchte, dass die Menschen spüren: Egal, was ist, Gottes Liebe umgibt uns. Und das heißt, dass sein Segen sie umgibt." Diese Überzeugung allen Menschen zu vermitteln sei sein bischöflicher Auftrag.
Kirche habe Probleme, "Superbotschaft des Evangeliums" zu verkünden
Die Kirche habe große Probleme, die "Superbotschaft des Evangeliums" in den Kirchengemeinden zu verkünden, so Lohmann. Es lasse ihn traurig und fassungslos zurück, wenn der Kirche lebenslang verbundene und engagierte Menschen austreten, weil sie Reformen für unwahrscheinlich halten. Zudem gebe es immer weniger Gläubige, die zu einem hauptamtlichen oder ehrenamtlichen Dienst in der Kirche bereit seien. "Darüber sprechen wir im Bistum offen, darum geht es ja auch in unserem Pastoralen Strukturprozess, der jetzt beginnt." Gott werde der Kirche neue Wege aufzeigen, zeigte sich der Weihbischof zuversichtlich.
Bei der Antwort auf die Frage, warum Gott ein Unglück wie die Corona-Pandemie zulasse, warnte Lohmann vor einfachen Erklärungen: "Sie werden dem Leid in keiner Weise gerecht." Doch womöglich wolle Gott darauf hinweisen, dass man einander mehr beistehen müsse. Für die Kirche bedeute das, "da zu sein und sich nicht wegzuducken". Angesprochen auf seine eigene Covid-19-Erkrankung sagte Lohmann, er sei wieder vollständig genesen. Doch die Krankheit sei eine Grenzerfahrung für ihn gewesen. "Zum ersten Mal in meinem Leben konnte ich ganz einfache Dinge nicht mehr ohne die Hilfe anderer tun, Treppensteigen etwa." Selbst das Sprechen sei zu anstrengend gewesen. Er habe sich existenzielle Fragen gestellt: "Wirst du wieder die Kraft haben, deinen Dienst zu tun? Oder war es das jetzt?"
Lohmann wurde 1989 in Münster zum Priester geweiht und war danach in mehreren Kirchengemeinden als Pfarrer tätig, zuletzt als Wallfahrtsrektor im niederrheinischen Kevelaer. Seit 2017 ist er Weihbischof in seiner Heimatdiözese und als Regionalbischof für den Bereich Niederrhein mit Sitz in Xanten tätig. In der Deutschen Bischofskonferenz ist er als Umweltbischof für Fragen des Natur- und Klimaschutzes zuständig. (rom)