Pontifex soll Kölner Erzbischof Bedenkzeit von mehreren Monaten verordnen

Medienberichte: Papst Franziskus belässt Kardinal Woelki im Amt

Veröffentlicht am 24.09.2021 um 11:14 Uhr – Lesedauer: 
+++EIL+++

Köln/Vatikanstadt ‐ Nach monatelangen Streitigkeiten über die Kölner Missbrauchsaufarbeitung und einer Apostolischen Visitation steht nun offenbar die Entscheidung von Papst Franziskus fest: Kardinal Rainer Maria Woelki bleibt Erzbischof von Köln – mit einer Bedenkzeit.

  • Teilen:

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki bleibt wohl im Amt. Papst Franziskus habe ihm jedoch eine mehrmonatige "Bedenkzeit" verordnet, wie aus übereinstimmenden Medienberichten der "Zeit" und des "Kölner Stadt-Anzeigers" (KStA) hervorgeht. Ein entsprechendes Schreiben des Apostolischen Nuntius soll am Freitagmittag veröffentlicht werden, für 12.20 Uhr wird ein Pressestatement Woelkis erwartet. Nach Informationen des KStA ist im Vatikan auch eine Ablösung Woelkis durchgespielt und ein Personaltableau für eine kommissarische Bistumsleitung zusammengestellt worden. In der vergangenen Woche reiste der Kardinal überraschend nach Rom, an der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) in dieser Woche nahm er regulär teil und wurde auch in seinem Amt als Vorsitzender der Wissenschaftskommission bestätigt. Bei der Abschlusspressekonferenz hatte der Vorsitzende der DBK, Bischof Georg Bätzing, am Donnerstag noch mitgeteilt, dass ihm noch keine Entscheidung bekannt sei.

Papst Franziskus hatte Ende Mai eine Apostolische Visitation des Erzbistums Köln angeordnet und damit den Stockholmer Kardinal Anders Arborelius sowie Johannes van den Hende, Bischof von Rotterdam und Vorsitzender der Niederländischen Bischofskonferenz, beauftragt. Die Visitatoren hatten den Auftrag, sich ein Bild der "komplexen pastoralen Situation" im Erzbistum zu machen und eventuelles Fehlverhalten von Woelki, des heutigen Hamburger Erzbischofs Stefan Heße und der beiden Kölner Weihbischöfe Dominikus Schwaderlapp und Ansgar Puff im Umgang mit Fällen von sexualisierter Gewalt zu untersuchen. Bereits Mitte Juni hatten Arborelius und van den Hende die Visitation abgeschlossen. Ihr Bericht wurde im August fertiggestellt. Zu den Inhalten ist bisher nichts bekannt.

Der gebürtige Kölner Rainer Maria Woelki ist seit 2014 Erzbischof von Köln. Zuvor war er Erzbischof von Berlin (ab 2011) und Weihbischof in Köln (2003). Von 1990 bis 1997 war er Erzbischöflicher Kaplan und Geheimsekretär von Kardinal Meisner. In der Bischofskonferenz gilt Woelki als Vertreter des konservativen Flügels und Kritiker des Synodalen Wegs. Die Situation im Erzbistum Köln hatte sich in den vergangenen Monaten zunehmend zugespitzt, nachdem Ende Oktober 2020 ein erstes Missbrauchsgutachten der Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) nicht veröffentlicht wurde. Ein daraufhin beauftragtes weiteres Gutachten der Kanzlei Gercke und Wollschläger attestierte Woelki anders als seinen beiden Vorgängern als Erzbischof keine Pflichtverletzung. Im Zuge der Erkenntnisse des Gutachtens boten der Hamburger Erzbischof und ehemalige Kölner Generalvikar Stefan Heße und der ehemalige Generalvikar Dominikus Schwaderlapp ihren Rücktritt an, Weihbischof Ansgar Puff, der kurzzeitige Leiter der Hauptabteilung Seelsorge-Personal ist seither von seinen Aufgaben freigestellt. Heßes Rücktritt wurde in der vergangenen Woche von Papst Franziskus bereits abgelehnt. (fxn)