Nach Angriffen: Schüller kündigt "Auszeit" bei Kommentierung an
Kirchenrechtler Thomas Schüller aus Münster hat auf Facebook eine "Auszeit" angekündigt. Nach persönlichen Angriffen "bis hin zur Androhung von Gewalt" werde er "mal die nächste Zeit etwas kürzer treten, was die kirchenpolitische/kirchenrechtliche Kommentierung angeht", schrieb der Theologe am Montag.
Nicht nur ihm selbst, sondern auch einer ganzen Reihe von Kolleginnen und Kollegen der Katholischen Theologie gehe es im Moment so, "dass wir angesichts der jüngsten Entwicklungen in der katholischen Kirche im Umgang mit sexuellem und geistlichem Missbrauch, natürlich auch durch die aktuellen Vorkommnisse in Köln verstärkt, keine wirklichen Hinweise mehr entdecken können, die Hoffnung zur Veränderung geben könnten".
Die "rechtsgläubigen, vermeintlich lebensschützenden 'Katholiken:innen'..."
Hinzu komme, so Schüller weiter, dass Angriffe "in einem starken Maß zugenommen haben", wenn man sich wie er - "sicher oft pointiert und klar in der Wortwahl" - öffentlich äußere. Damit könne er selbst gut umgehen "nach einer langen Arbeitszeit im kirchlichen Dienst an der Seite eines gradlinigen Bischofs, dem viel Hass von den rechtsgläubigen, vermeintlich lebensschützenden 'Katholiken:innen' entgegenschlug". Damit spielte er auf seine Zeit als Referent des früheren Limburger Bischofs Franz Kamphaus an. Dieser hatte sich lange der Anordnung von Papst Johannes Paul II. widersetzt, aus dem staatlichen System der Schwangerschaftskonfliktberatung auszusteigen.
Solche Angriffe machten ihm persönlich keine Angst, fügte der Kirchenrechtler hinzu: "Aber ich muss die in meinem sozialen Umfeld, auch an der Universität, schützen, die für mich in Haftung genommen werden." Der Theologe versicherte seinen Facebook-Freunden zugleich: "Keine Sorge: ich verstumme nicht. Ich nehme mir einfach mal eine gewisse Auszeit, ganz autonom, ohne den Papst zu fragen. In diesem Sinn: bleibt christlich und unverzagt."
Schüller hatte zuletzt die Entscheidung von Papst Franziskus, den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki im Amt zu belassen, als "moralische Bankrotterklärung" kritisiert. Zudem äußerte er sich mit Blick auf die zweite Synodalversammlung des Synodalen Wegs, die am Donnerstag beginnt: Von der Frauenfrage und der Frage, ob die Bischöfe bereit seien, ihre Macht zu teilen, hänge die Zukunft der katholischen Kirche ab, so Schüller gegenüber dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die bereits vorliegenden Reformvorschläge seien sinnvoll und auch weitgehend umsetzbar, manche gingen jedoch nicht weit genug. (tmg/KNA/epd)