Bischof Jung unterzeichnet Erklärung zur Aufarbeitung

Missbrauch im Bistum Würzburg wird durch Uni erforscht

Veröffentlicht am 30.09.2021 um 09:17 Uhr – Lesedauer: 

Würzburg ‐ Wie weitreichend war der Missbrauch Minderjähriger und anderer Schutzbedürftiger durch Priester des Bistums Würzburg seit 1945? Das wird nun wissenschaftlich aufgearbeitet. Bischof Franz Jung unterzeichnete einen Vertrag sowie eine weitere Erklärung.

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Die Universität Würzburg erforscht in den kommenden fünf Jahren Missbrauch Minderjähriger und anderer Schutzbedürftiger durch Priester des Bistums Würzburg seit 1945. Wie die Uni am Mittwoch mitteilte, haben Universitätspräsident Paul Pauli und Bischof Franz Jung dazu einen Vertrag unterzeichnet. Der Bischöfliche Stuhl finanziere die wissenschaftlich unabhängige Studie lediglich, erklärte Jung. Leiten wird das Projekt der Kirchenhistoriker Dominik Burkard.

"Ziel ist es, alle Missbrauchsfälle im Bistum zu dokumentieren, die Strukturen zu identifizieren, die Missbrauch ermöglichten oder halfen, ihn zu verschleiern, und schließlich Missbrauchstaten und kirchliches Agieren einzuordnen in den jeweiligen zeitlichen und gesellschaftlichen Kontext", heißt es in der Mitteilung weiter.

Bischof Jung unterzeichnet Erklärung

Ebenfalls am Mittwoch informierte das Bistum darüber, dass Bischof Jung die "Gemeinsame Erklärung über verbindliche Kriterien und Standards für eine unabhängige Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche in Deutschland" unterzeichnet hat. Diese Vereinbarung war 2020 von der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) mit dem Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung geschlossen worden. Sie hält fest, dass die unabhängige und transparente Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs "genuine Aufgabe" des jeweiligen Ortsbischofs ist.

Außerdem sieht die Vereinbarung eine verbindliche und institutionalisierte Beteiligung Betroffener vor. Wie Jung betonte, sind nun mit der Etablierung von Betroffenenbeirat und Unabhängiger Aufarbeitungskommission im Bistum sowie mit dem Start des Forschungsprojekts alle erforderlichen Rahmenbedingungen geschaffen. Das ganze Paket werde zudem für sechs Jahre finanziert.

Neben der Erstellung von Gutachten durch Juristen, wie etwa in Köln, in Aachen und in Berlin, lassen mehrere deutsche Diözesen eine Aufarbeitung von Missbrauch durch Universitäten durchführen. Dazu zählen etwa das Bistum Münster und das Erzbistum Paderborn. (tmg/KNA)