Papst will sich für anstrengende Heilig-Land-Reise schonen

Ruhepause für den Papst

Veröffentlicht am 16.05.2014 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Vatikan

Vatikanstadt ‐ Wenn Päpste Audienzen absagen, ist das immer ein Grund für Spekulationen. Bei Johannes Paul II. (1978-2005) war das in den italienischen und internationalen Medien regelmäßig ein Anlass für düstere Ausblicke, in denen die lange Krankengeschichte seit dem Attentat durch Ali Agca 1981 aufgerollt wurde.

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Da jedoch der Vatikan Audienzen prinzipiell nicht vorab mitteilt oder bestätigt - von Spitzenbegegnungen etwa mit dem US-Präsidenten oder der britischen Queen abgesehen - gelangen solche Vorgänge auch nur selten an die Öffentlichkeit.

Teil der Lunge entfernt

Am Freitag freilich konnte Franziskus weder die mexikanischen Bischöfe zum Ad-limina-Besuch empfangen noch den Berliner Kardinal Rainer Maria Woelki zum Antrittsbesuch, wie Vatikansprecher Federico Lombardi bestätigte. Grund war eine fiebrige Erkältung .

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Es ist nicht das erste Mal, dass Jorge Mario Bergoglio aufgrund gesundheitlicher Beschwerden Termine absagt . Als jungem Mann wurde dem heute 77-Jährigen bei einer Operation ein Teil der Lunge entfernt. Dies habe jedoch keine Einschränkungen für seine Gesundheit und die physische Kondition mit sich gebracht, erklärte Vatikansprecher Federico Lombardi schon unmittelbar nach der Papstwahl im März 2013, als erste Informationen über dessen Krankenakte auftauchten. Allerdings drängen die Ärzte darauf, dass sich Franziskus bei fiebrigen Erkältungen besonders schont und nach Möglichkeit kürzertritt. Und in der Tat waren die Unpässlichkeiten dann stets nach wenigen Tagen überstanden.

Kein ernster Hintergrund

Dass die jetzige Absage keine ernsten Hintergründe haben dürfte, zeigt sich daran, dass Franziskus noch am Freitagmorgen seine übliche Frühmesse im vatikanischen Gästehaus Santa Marta feierte. Und am Samstag, so bestätigte der Vatikan, hat er sein Audienzprogramm wieder aufgenommen. Er empfing eine große Gruppe mexikanischer Bischöfe, die derzeit im Vatikan ihren alle fünf Jahre fälligen "Ad-limina"-Besuch absolvieren. Außerdem begrüßte er die Mitglieder zweier italienischer Hilfsorganisationen, darunter die "Stillen Arbeiter des Kreuzes".

Ohnehin sehen Beobachter ein ernsteres Warnsignal erst, wenn der Papst eine Generalaudienz absagen oder auf die Frühmesse verzichten würde. Freilich bleibt die Absage für Sonntag bestehen: Den geplanten Besuch im Marienheiligtum Divin'Amore südlich von Rom will der Franziskus zu einem späteren Zeitpunkt nachholen.

Strapaziöse Wochen

Es leuchtet ein, dass der Papst seine Heilig-Land-Reise vom 24. bis 26. Mai bei guter gesundheitlicher Kondition antreten will. Und bereits die vergangenen Wochen waren strapaziös. Da war Ende April die Doppel-Heiligsprechung der Päpste Johannes XXIII. und Johannes Paul II. Dass Franziskus anschließend etliche der angereisten Staatsgäste zu Einzelbegegnungen empfing, gehört zum Protokoll.

Am vergangenen Wochenende begrüßte der Papst dann bei einem Großtreffen auf dem Petersplatz 300.000 italienische Schüler und ihre Lehrer. Am Mittwoch dann leitete er vor 80.000 Besuchern die Generalaudienz. Und zu beiden Anlässen herrschten in Rom starker Wind und schwankende Temperaturen. Dass sich ein gesundheitlich nicht allzu robuster Senior dabei eine Erkältung zuzieht, überrascht nicht.

Drei Länder in drei Tagen

Bleibt zu hoffen, dass die kurze Auszeit für den Papst reicht. Denn im Heiligen Land erwartet ihn ab Samstag kommender Woche ein Mammutprogramm: drei Länder in drei Tagen mit 14 Ansprachen und ständigen Ortswechseln. Der Besuch im nicht nur politisch und kirchlich heißen Dauerkrisenherd Nahost wird dem Kirchenoberhaupt einige Kräfte abverlangen.

Von Johannes Schidelko (KNA)