Formate in Irland, Lateinamerika und Australien

Diese synodalen Prozesse laufen in der Kirche bereits

Veröffentlicht am 09.10.2021 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Der internationale synodale Prozess beginnt. Er folgt auf ganz verschiedene synodale Formate, die es in der Weltkirche bereits gibt. Diese haben aber ganz unterschiedliche Ziele und Themen. Ein Überblick in unterschiedliche Ecken der Welt.

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Die katholische Welt begibt sich in einen synodalen Prozess. Papst Franziskus hat seit seiner Wahl 2013 immer wieder erklärt, er wolle das Konzept der "Synodalität", das beim Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) formuliert wurde, neu beleben. Im Mai hat der Vatikan sogar einen zweijährigen synodalen Weg für die Weltkirche ausgerufen, um die für 2023 geplante Bischofssynode zur Synodalität vorzubereiten.

Damit wird universell, was auf Ortsebene zum Teil schon Praxis ist. "In zahlreichen Regionen wurden bereits auf der Ebene von Gemeinden, Bewegungen und Diözesen Prozesse für den Dialog mit den Gläubigen eingerichtet", heißt es im Vademecum der Synode zur Synodalität. "Wir sind uns bewusst, dass in vielen Ländern schon längst ein synodaler Dialog eingeleitet wurde, wie unter anderem die Kirchenversammlung für Lateinamerika und die Karibik, das Plenarkonzil in Australien und der Synodale Weg in Deutschland und Irland. Darüber hinaus wurden in allen Teilen der Welt Diözesansynoden einberufen."

Was sind also diese Prozesse, die dort erwähnt werden? Katholisch.de gibt einen Überblick.

Australien

Irland

Lateinamerika

Deutschland

Australien

In Australien hat die Kirche im Juni ihr erstes sogenanntes Plenarkonzil seit über 80 Jahren einberufen. Schon im März 2018 gab Papst Franziskus Grünes Licht dafür. Doch nicht zuletzt die Corona-Pandemie machte einen dicken Strich durch die Rechnung. Eigentlich waren die beiden Sitzungsperioden der nationalen Kirchenvollversammlung für Oktober 2020 und Mai 2021 vorgesehen. Immerhin wurde nun kürzlich das Arbeitsdokument veröffentlicht. Die beiden Vollversammlungen sollen nun vom 3. bis 10. Oktober in Adelaide und vom 4. bis 9. Juli 2022 in Sydney stattfinden.

Im Plenum will die Kirche dort in einer "Zeit signifikanter Herausforderungen" in einem "offenen und inklusiven Prozess von Zuhören, Dialogs und Einsicht" über die Zukunft der katholischen Kirche in Australien beraten, heißt es auf der Plenums-Website. Die katholische Kirche in Australien hat durch massive Missbrauchsskandale viel Vertrauen von Gläubigen und in der Gesellschaft verloren.

Bereits im März 2020 hatte die Bischofskonferenz die Namen der mehr als 250 Delegierten bekanntgegeben. "Plenarkonzile waren oft eine Domäne von Bischöfen und Priestern", so Erzbischof Timothy Costelloe als Vorsitzender des Plenarkonzils. "Obwohl das Kirchenrecht immer noch sicherstellt, dass sie die Mehrheit im Fünften Plenarrat von Australien haben, übertrifft die Vertretung von Laien und Frauen bei weitem alles, was wir zuvor gesehen haben."

Bei einem Plenarkonzil handelt es sich um ein Konzil auf der Ebene einer Bischofskonferenz, das Entscheidungen im Blick auf die pastoralen Erfordernisse in einer Region trifft. Zur Teilnahme verpflichtet sind alle Bischöfe, Generalvikare, dazu Vertreter von Orden sowie die Leiter der Priesterseminare. Zusätzlich können Laien, Kleriker und emeritierte Bischöfe als Delegierte berufen werden. Um es einzuberufen, müssen sich die Bischöfe eines Landes beziehungsweise einer Bischofskonferenz darauf verständigen. Der Apostolische Stuhl muss dem Vorhaben jedoch zustimmen. Allein die jeweilige Bischofskonferenz entscheidet über Beginn und Abschluss des Konzils. Ferner erlässt sie die Konzilsordnung, die die Geschäftsordnung, das außerordentliche Teilnahmerecht und das Gastrecht regelt. Wenn das Plenarkonzil zu Ende ist, gehen die Akten an den Apostolischen Stuhl, der sie seinerseits approbieren muss. Ein australisches Plenarkonzil hatte zuletzt 1937 stattgefunden.

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Bild: ©picture alliance/empics/Niall Carson (Archivbild)

Einer der Auslöser der angekündigten Nationalsynode in Irland ist das Ausmaß von sexuellem und geistlichem Missbrauch im Bereich von Kirchen und Ordenshäusern im 20. Jahrhundert, insbesondere der Skandal um tote Babys in den sogenannten Magdalenenheimen für ledige Mütter.

Irland

In Irland kündigten die katholischen Bischöfe im März an, binnen fünf Jahren eine Nationalsynode einzuberufen. Vorbereitend soll es einen "synodalen Weg" (synodal pathway) geben – eine Formulierung, die in Deutschland vertraut vorkommt. Unter anderem will man in Irland die Stimmen derer hören, die die Kirche verlassen haben.

In einer Erklärung der Vollversammlung der Bischofskonferenz hieß es, die Bischöfe nähmen "einen Ruf nach Transparenz, mehr Beteiligung und Rechenschaftspflicht in der Kirche" wahr. Auch mehr Beteiligung von Frauen sei ein wichtiges Anliegen. Geplant seien zunächst zwei Jahre als Zeit für Gebet, Zuhören und Unterscheidung, gekoppelt an einen landesweiten Konsultationsprozess.

In Irland ist der Prozess wie anderswo aus schierer Not geboren. Das Ausmaß von sexuellem und geistlichem Missbrauch im Bereich von Kirchen und Ordenshäusern im 20. Jahrhundert, der Skandal um tote Babys in den sogenannten Magdalenenheimen für ledige Mütter: Das alles hat im tiefkatholischen Irland für einen regelrechten Lawinenabgang an Glaubenspraxis gesorgt.

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Lateinamerika

Die Kirche in Lateinamerika hat für den Zeitraum vom 21. bis zum 28. November zu einer Kirchenversammlung in Mexiko eingeladen. Ziel ist laut dem Vorbereitungsdokument "eine Kirche im Dienst am Leben und an der Schöpfung, in der die Beteiligung von Laien und dabei besonders von Frauen prägend sein soll". Aktuelle soziale, politische, ökonomische, ökologische, ekklesiologische und Gesundheitsthemen ständen im Zentrum. "Papst Franziskus ruft alle Menschen Gottes, nicht nur die Bischöfe, auf, ihre Stimme in einem Zuhör-Prozess zu erheben, der ersten Kirchenversammlung", heißt es in der Einladung zu dem Prozess.

Im Mai 2019 hatte die Bischofskonferenz von Lateinamerika und der Karibik (CELAM) eine Anfrage an Papst Franziskus für eine neue Generalkonferenz geschickt. Ein solches Treffen hatte es bereits 2007 im brasilianischen Aparecida gegeben. Mit seinem kontinentalen Ansatz ist diese Art von Versammlung ohne Vorbild. Damals kamen 200 Bischöfe zusammen, die sich 20 Tage lang berieten. Für das neue Treffen trug der Papst der Kirche allerdings auf, auch Laien mit einzubeziehen.

Die Versammlung wird aus zwei Phasen bestehen: Zunächst soll es darum gehen, der Basis zuzuhören. Daran sollen sich Laien in möglichst großer Zahl auf Diözesanebene beteiligen. Danach sollen sich – wenn es die Corona-Situation zulässt – tausende Repräsentanten in Mexiko treffen, um die Themen des Vorbereitungsdokuments zu diskutieren.

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Zahlreiche Synodale äußern per Handzeichen ihre Zustimmung bei der Synodalversammlung
Bild: ©Synodaler Weg/Maximilian von Lachner (Archivbild)

Zuletzt trafen sich die Delegierten des Synodalen Wegs der katholischen Kirche in Deutschland bei der Zweiten Synodalversammlung in Frankfurt am Main.

Deutschland

In ihrem Reformdialog auf dem Synodalen Weg wollen die deutschen katholischen Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) über die Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland beraten. Ausgangspunkt ist eine jahrelangen Kirchenkrise, die der Missbrauchs-Skandal verschärft hat.

Oberstes Organ des Synodalen Wegs ist die Synodalversammlung. Sie zählt 230 Mitglieder, die für eine möglichst große Bandbreite kirchlichen Lebens stehen sollen. Schwerpunktthemen des Reformdialogs sind die Sexualmoral, die priesterliche Lebensform, Macht und Gewaltenteilung sowie die Rolle von Frauen in der Kirche.

Die Initiative, die es in dieser Form in der katholischen Kirche noch nie gab, war ursprünglich auf zwei Jahre angelegt. Wegen der Corona-Pandemie wird der Synodale Weg allerdings nach derzeitigem Planungsstand nicht im Oktober 2021 enden, sondern bis Anfang 2023 dauern – sofern Bischofskonferenz und ZdK der Verlängerung des Zeitplans zustimmen. Wie eine Synode hat auch der Synodale Weg beratenden Charakter. Das letzte Wort bei einer möglichen Umsetzung der Beschlüsse in ihrem Bistum haben die Ortsbischöfe. Das soll auch die Einheit mit der Weltkirche gewährleisten und einen nationalen Sonderweg verhindern. Beschlüsse, die die Weltkirche betreffen, sollen zudem als Votum des Synodalen Wegs dem Vatikan übergeben werden.

Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) gab es in Deutschland neben Diözesansynoden zwei landesweite Synoden, die die Beschlüsse des Konzils umsetzen und konkretisieren sollten. In der Bundesrepublik war dies die Würzburger Synode (1971-1975). Manche ihrer Voten wurden von Rom abgelehnt oder blieben unbeantwortet. Für die katholische Kirche auf dem Gebiet der DDR gab es von 1973 bis 1975 die Dresdner Pastoralsynode.

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Von katholisch.de / zusammengestellt mit Material der KNA