Debatte um Kommunion für katholische Pro-Abtreibungs-Politiker

Kardinal Turkson: Eucharistie darf nicht zur "Waffe" werden

Veröffentlicht am 05.10.2021 um 11:59 Uhr – Lesedauer: 

New York ‐ Dürfen katholische Politiker wie Joe Biden, die auf politischer Ebene für Abtreibung sind, die Kommunion erhalten? Die US-Bischöfe sind in dieser Frage gespalten. Kurienkardinal Peter Turkson warnt davor, die Eucharistie als Waffe zu benutzen.

  • Teilen:

In der Debatte um die Eucharistie-Würdigkeit katholischer Politiker wie US-Präsident Joe Biden, die die kirchliche Lehre zur Abtreibung politisch nicht umsetzen, ruft Kurienkardinal Peter Turkson zur Zurückhaltung auf. "Die Eucharistie sollte in keiner Weise zu einer Waffe werden", sagte der Präfekt des Dikasteriums zur Förderung der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen in einem am Wochenende ausgestrahlten Interview mit dem US-amerikanischen Fernsehsender "HBO". Die Verweigerung des Sakraments sollte nur in "Extremfällen" erfolgen.

"Wenn man jemandem sagt, dass er die Kommunion nicht empfangen kann, ist das im Grunde ein Urteil, dass er sich in einem Zustand der Sünde befindet", so Turkson weiter. Auf die Frage, ob dies auf Biden zutreffe, antwortete der Kardinal mit "Nein". Bei der Erörterung von Extremfällen nannte der Kardinal als Beispiel einen Priester, der einem bekannten Mörder die Kommunion verweigert.

Bischöfe planen Dokument

Der ghanaische Kardinal äußerte sich im Vorfeld eines Treffens der US-Bischöfe im November, bei dem über ein neues Dokument zur "eucharistischen Kohärenz" abgestimmt werden soll. Das Papier wird als Antwort auf die Forderungen einiger konservativer katholischer Bischöfe verfasst, Biden und anderen katholischen Politikern, die in der Abtreibungsfrage eine liberale Haltung einnehmen, die Kommunion zu verweigern. Der US-Präsident ist persönlich zwar gegen Schwangerschaftsabbrüche, setzt sich politisch aber für ein Recht darauf ein.

Im Juni hatte die Bischofskonferenz betont, es werde keine "nationale Richtlinie zur Verweigerung der Kommunion für Politiker" geben. Das Lehrschreiben solle "weder disziplinarisch" sein, noch richte es sich an eine einzelne Person oder Gruppen von Personen. Anlass für die Ausarbeitung sei vielmehr die große Sorge der Bischöfe um das Verständnis der Eucharistie unter den katholischen Gläubigen. Zuvor hatte Kardinal Luis Ladaria, der Präfekt der Glaubenskongregation, die US-Bischöfe zur Zurückhaltung bei der Frage der Kommunionzulassung von Abtreibungsbefürwortern aufgerufen. (mal)