Papst Franziskus: Irenäus von Lyon wird Kirchenlehrer
Papst Franziskus wird den Kirchenvater Irenäus von Lyon zum Kirchenlehrer ernennen. In einer Ansprache vor dem orthodox-katholischen "Arbeitskreises Sankt Irenäus" kündigte Franziskus am Donnerstag an, er werde dem gallischen Bischof, der im zweiten und dritten Jahrhundert lebte, "bald" diese Auszeichnung zukommen lassen und ihm den Titel "Doctor unitatis", "Lehrer der Einheit", verleihen. Irenäus gilt als einer der ersten Theologen, der den Vorrang Roms in der Kirche in seinen Werken betont. Als Kirchenlehrer werden in der katholischen Kirche Theologen und Heilige bezeichnet, die einen besonders prägenden Einfluss auf die Theologie der Kirche hatten.
Bei der Ansprache würdigte der Papst den heiligen Irenäus als große geistliche und theologische Brücke zwischen den Christen des Osten und des Westens. Irenäus, der auch "der Smyrner" genannt wird, soll um 135 in Smyrna in Kleinasien, dem heutigen Izmir in der Türkei, geboren worden sein und war der Überlieferung nach der zweite Bischof von Lugdunum, dem heutigen Lyon in Frankreich, wo er um 200 wohl einen Märtyrertod starb. Als Theologe ist er vor allem für sein fünfbändiges Werk "Entlarvung und Widerlegung der sogenannten Erkenntnis" bekannt, mit dem er sich gegen die gnostische Lehre gewendet hatte. Seine nur in Fragmenten überlieferte Abhandlung gilt als eine der wichtigsten Quellen zur Gnosis des zweiten Jahrhunderts. Irenäus machte in seinen Werken, aufgrund derer er als ein Begründer der Dogmatik gilt, besonders die Einheit Gottes in Abgrenzung zu den Gnostikern stark, die zwischen einem höchsten Gott und dem "Demiurgen", der die Welt erschaffen hat, unterschieden.
Irenäus wird Kirchenlehrer Nr. 37
Irenäus wird in der westlichen und östlichen Kirche bereits als Heiliger verehrt. Sein Gedenktag im Westen ist der 28. Juni, in den östlichen Kirchen der 23. August. Bereits 2018 hatte der Lyoner Weihbischof Emmanuel Gobilliard erklärt, Franziskus wolle der Bitte des damaligen Erzbischofs von Lyon, Kardinal Philippe Barbarin, grundsätzlich zustimmen. Bedingung sei für Franziskus aber, dass alle französischen Bischöfe und kirchlichen Hochschulrektoren dieses Anliegen unterstützten, so der Weihbischof.
Bisher gibt es in der katholischen Kirche 36 Kirchenlehrer, darunter Augustinus von Hippo (354–430), Thomas von Aquin (1225–1274), Teresa von Ávila (1515–1582) und Hildegard von Bingen (1098–1179). Zuletzt wurde 2015 der armenische Mönch Gregor von Narek (951–1003) zum Kirchenlehrer erhoben, im Februar wurde sein Gedenktag in den Römischen Generalkalender aufgenommen. Irenäus wäre damit der zweite von Papst Franziskus benannte Kirchenlehrer. Den Wunsch aus dem polnischen Episkopat, Papst Johannes Paul II. diesen Titel zuzuerkennen, lehnte Franziskus im vergangenen Jahr ab. Sein Vorgänger, Papst Benedikt XVI., hatte ebenfalls zwei Kirchenlehrer benannt, neben der heiligen Hildegard auch Johannes von Ávila (um 1500–1569), der als "Apostel Andalusiens" verehrt wird. (fxn)