Lasst uns reden!
Die "Nichtchristen" - das waren jahrhundertelang schlicht Heiden, die es zu bekehren galt. Das kleine Sekretariat, von Papst Johannes Paul II. bei seiner Kurienreform 1988 zum Päpstlichen Rat für den interreligiösen Dialog erhoben, stand hier für eine Zeitenwende, die auf gegenseitige Kenntnis und einen neuen Respekt voreinander zielte.
In den folgenden 50 Jahren gab es wichtige Gesten und Erklärungen, aber auch Rückschläge. Die Gespräche bleiben oft schwierig, vor allem mit dem Islam. Grundlage für die Arbeit der Vatikanbehörde ist die Konzilserklärung "Nostra aetate" , die kirchliche "Magna Charta" des interreligiösen Gesprächs von Oktober 1965.
„Die katholische Kirche lehnt nichts von alledem ab, was in diesen Religionen wahr und heilig ist.“
"Die katholische Kirche lehnt nichts von alledem ab, was in diesen Religionen wahr und heilig ist", heißt es in dem Dokument - damals eines der umstrittensten der Kirchenversammlung. Positiv äußerte es sich zu Buddhismus und Hinduismus. Vor allem ermutigte es die Katholiken zum Verständnis für Islam und Judentum, die den einen Gott verehren. Für den Dialog mit den Juden besteht eine eigene Kommission beim päpstlichen Einheitsrat.
Wichtig: Kontakt zu Muslimen
Der Kontakt zu Muslimen zählt dagegen zu den wichtigsten Aufgaben des "Dialog-Ministeriums". Unter seinem langjährigen Leiter, dem nigerianischen Kardinal Francis Arinze, knüpfte es Kontakte zu islamischen Gelehrten und Bildungseinrichtungen. Das war und bleibt oft mühsame Arbeit. Jahrhundertealtes Misstrauen lässt sich nur in kleinen Schritten überwinden.
Immer wieder konnte ein Papst dank der Bemühungen seines Dialograts Meilensteine setzen. So etwa Johannes Paul II. mit seiner Rede vor islamischen Studenten in Casablanca 1985 oder mit seinem Besuch in der Omajaden-Moschee von Damaskus 2001. Indes zeigten die heftigen islamischen Reaktionen auf die "Regensburger Rede" Benedikts XVI. oder der Abbruch des Dialogs durch die Kairoer Al-Azhar-Universität nach Kritik des deutschen Papstes an mangelnder Religionsfreiheit in Ägypten, wie vermint das Terrain noch immer ist.
Seit der Wahl von Franziskus mehren sich Zeichen, dass es wieder zur Annäherung zwischen Vatikan und Muslimen kommt. Doch der derzeitige Ratspräsident, Kardinal Jean-Louis Tauran, warnte vor einiger Zeit vor einem allzu oberflächlichen Gespräch. Beim Thema Religionsfreiheit habe die muslimische Seite immer noch ein Problem. Darüber lasse sich kaum sprechen, beklagte der Franzose.
Routineaufgabe: Grußworte an die Religionen
Grußworte an die Religionen zu hohen Feiertagen wie dem Ende des Ramadan, dem hinduistischen Diwali-Fest oder dem buddhistischen Vesakh-Fest gehören inzwischen zu den "Routineaufgaben" der Vatikanbehörde. Darin ist regelmäßig von Toleranz, gegenseitigem Kennenlernen und der Zusammenarbeit für Gerechtigkeit, Frieden und gemeinsamen Werten die Rede.
Das stärkste Signal waren bisher die vom Dialograt koordinierten Weltgebetstreffen der großen Religionen in Assisi, zuletzt 2011 mit Benedikt XVI. Die schwierige Gratwanderung zwischen der Eintracht in den ethischen Zielen und einer unklaren Vermischung der Bekenntnisse gelang eindrucksvoll und fand weltweit Beachtung.
Daneben wird der Rat mit seinen rund 30 Mitgliedern - zumeist Bischöfen aus der Weltkirche sowie einem Dutzend interreligiösen Experten in der Kirchenzentrale - seine Arbeit vor allem im Stillen fortsetzen. Er organisiert Treffen und Symposien, berät die vatikanische Diplomatie und liefert Beiträge zu wichtigen interreligiösen Ereignissen. In Zeiten wachsender Migration aus den Kulturen der Welt wird diese Aufgabe besonders für Europa, der Wiege des Christentums, immer wichtiger.
Von Christoph Schmidt (KNA)