"Als Kirche sind wir eine Suchbewegung"

Kardinal Marx: Kirche steht an einem Wendepunkt

Veröffentlicht am 10.10.2021 um 09:50 Uhr – Lesedauer: 

Augsburg ‐ Wir stünden "an einem neuen Punkt des Christentums", ist Kardinal Reinhard Marx überzeugt – und ruft dazu auf, den weltweiten synodalen Prozess und den Synodalen Weg zu unterstützen. "Niemand kann den Willen Gottes für sich alleine pachten."

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Der Münchner Kardinal Reinhard Marx sieht die katholische Kirche an einem Wendepunkt. "Wir stehen in der Kirche an einem Wendepunkt, ja an einem neuen Punkt des Christentums", sagte Marx am Samstag bei einem Festgottesdienst in Augsburg. "Manches dafür wird sterben müssen, manches wird aber auch neu auferstehen."

Der Erzbischof von München und Freising nahm als Großprior des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem im Rahmen der Herbstinvestitur der Deutschen Statthalterei 26 Kandidatinnen und Kandidaten in den Ritterorden auf – unter ihnen auch den Augsburger Bischof Bertram Meier. Die neuen Ordensmitglieder erhielten dazu in der Ordenskirche Sankt Ulrich und Afra Ordenskreuz und Mantel, die Herren zusätzlich einen Ritterschlag.

"Als Kirche sind wir eine Suchbewegung"

Marx appellierte an die Ordensmitglieder, den von Papst Franziskus an diesem Wochenende eröffneten weltweiten Synodalen Prozess sowie den Synodalen Weg in Deutschland mitzugestalten. "Niemand kann den Willen Gottes für sich alleine pachten. Als Kirche sind wir eine Suchbewegung in durchaus unterschiedlichen Rollen und Verantwortlichkeiten", sagte er. "Kirche ist nicht exklusiv, wir dürfen uns nicht abschotten, sondern müssen Zeugnis in dieser Welt geben."

Der Kardinal fügte hinzu: "Synode ist Austausch, kein Parlament. Aber es ist ein Austausch, bei dem man zuhört, bei dem offenes Reden möglich sein muss, auch Debatte, auch Kritik gehören dazu." Wichtig sei, "dass wir uns mit Blick auf die Synodalen Wege der Kirche und den Auftrag, den das Evangelium an uns stellt, öffnen, dem anderen vertrauen und dass wir von der Hoffnung getragen sind, dass wir auf diesen Wegen den Willen Gottes neu erkennen".

Marx hatte Papst Franziskus in einem Anfang Juni veröffentlichten Brief seinen Amtsverzicht angeboten, den der Papst kurz darauf ablehnte. Im Brief hatte Marx in Anlehnung an den Jesuitenpater Alfred Delp von einem "toten Punkt" der Kirche geschrieben: "Wir sind – so mein Eindruck – an einem gewissen 'toten Punkt', der aber auch, das ist meine österliche Hoffnung, zu einem 'Wendepunkt' werden kann", so Marx wörtlich. (cbr/KNA)