Reform beginnt bei mir – Eine persönliche Bestandsaufnahme
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Die Kirche muss sich reformieren! Die Bischöfe sollen umkehren! Die Pfarrei muss sich erneuern! Mit Blick auf die Kirche hört man täglich eine hohe Dosis von Forderungen.
Keine Frage, die Anliegen sind alle berechtigt. Die hohe Anzahl von "muss!" und "soll!" führt aber auch zu schwierigen Effekten. Meist soll eine unpersönliche Gruppe (die Kirche) oder weit von mir entfernte Individuen (der Papst/dieser Bischof) etwas umsetzen. Man selbst kann ja wohl nicht gemeint sein. Nein, man stimmt lieber in den Chor der Forderer mit ein und ist damit fein raus.
Deswegen möchte ich diesen Standpunkt anders füllen. Ich bleibe heute in der Ich-Form und teile mit Ihnen, was ich mir persönlich in diesen herausfordernden Zeiten vornehme.
- Wenn mich jemand – beruflich oder privat – als Repräsentantin der Kirche wahrnimmt, möchte ich dieser Person eine positive und wertschätzende Erfahrung mit ihr ermöglichen.
- Ich möchte mir Gedanken darüber machen, warum ich (immer noch) katholisch bin. Wenn ich herausgefunden habe, was mir in der Kirche am wichtigsten ist, möchte ich das bewusst pflegen und mir Zeit dafür nehmen.
- Ich will mehr beten. Ich will mich öfter dem liebenden Blick Jesu aussetzen, weil ich der tiefen Überzeugung bin, dass er mich verändert und mir eine andere Sicht auf die Welt schenkt.
- Ich will mich für nahe und weiter entfernte Menschen einsetzen, die meine Hilfe brauchen.
- Ich möchte im Alltag meinen Beitrag für die Bewahrung der Schöpfung leisten.
- Ich will eine Botschafterin des Glaubens sein, zuerst mit dem "Zeugnis ohne Worte", und wenn sich die Gelegenheit dazu ergibt, auch mit Worten.
- Ich will eine offene und freundliche Gesprächspartnerin sein, für Menschen meiner und für Menschen anderer Meinungen.
"Ich will" heißt noch lange nicht, dass ich das erreichen werde. Im Gegenteil bin ich mir sicher, dass ich immer wieder scheitern werde. Aber ich glaube, eine solche Bestandsaufnahme kann helfen, den ewigen Kreislauf von Reformstau und Frustration zu durchbrechen.
Als Pastoraltheologin möchte ich keine neuen Imperative, sondern einen ganz sanften Impuls setzen: Vielleicht haben Sie Lust, eine Liste für sich zu schreiben?
Die Autorin
Theresia Kamp hat Theologie und Romanistik studiert. Sie arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Pastoraltheologie an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt und schreibt regelmäßig für verschiedene christliche Medien.
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.