Debatte um Woelki-Gehalt: Nichts aus den Fehlern gelernt?
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Wundern braucht sich über die Empörung nach der Meldung, Kardinal Woelki beziehe auch während seiner geistlichen Auszeit sein volles Gehalt, wirklich niemand. Der Erzbischof hat mit seinem Agieren bei der Missbrauchsaufarbeitung im Erzbistum Köln bei einer breiten Öffentlichkeit verspielt – auch wenn ihm selbst keine persönliche Schuld nachgewiesen wurde. Man kennt es aus der Debatte über andere "in Ungnade gefallene" Prominente: Wenn das Thema Geld ins Spiel kommt, läuft bei vielen Menschen erst recht das Fass über. Da hilft dann auch die rasch nachgeschobene Information nichts mehr, dass Woelki einen "erheblichen Teil" seines Gehalts an Betroffene von sexualisierter Gewalt in der Kirche spenden will.
Rein juristisch betrachtet gibt es keine Handhabe für eine Gehaltskürzung. Woelki ist offiziell nach wie vor im Amt. Er will sich laut eigener Aussage in Nachbarländern Deutschlands über die dort praktizierten Wege der Seelsorge informieren. Damit hat die Auszeit – so auch die Argumentation des Erzbistums – dienstlichen Charakter. Ein weiterer Punkt: Wer hätte eine Gehaltskürzung für den Kardinal veranlassen sollen? Zwar wird die grundsätzliche Höhe der Bischofsbesoldung durch die je zuständigen Bundesländer bestimmt – nicht aber deren Kürzung oder Streichung. Das könnte in letzter Konsequenz nur der Erzbischof selbst.
Es ist sicher ein wichtiges, gar notwendiges Zeichen, dass Kardinal Woelki viel Geld für Missbrauchsopfer spendet. Aber warum ist das Ganze nicht von vorneherein anders kommuniziert worden? Schließlich war damit zu rechnen, dass früher oder später die Frage nach den Bezügen Woelkis während seiner Auszeit auftaucht. Diesen Reflex gibt es in der (medialen) Öffentlichkeit nun einmal, wenn Steuermittel der Bürger im Einsatz sind. Die Debatte wäre sicher nicht so eskaliert, wenn der Kardinal oder das Erzbistum von vorneherein und von sich aus die Spende oder auch einen freiwilligen Verzicht auf einen Teil des Gehalts angekündigt hätten. Papst Franziskus sprach davon, dass bei der Kommunikation rund um die Missbrauchsaufarbeitung im Erzbistum Köln "große Fehler" gemacht worden seien. Offenbar hat man nicht sehr schnell aus diesen gelernt.
Der Autor
Matthias Altmann ist Redakteur bei katholisch.de.Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.