Synodaler Weg wolle nicht primär wieder mehr Kirchenmitglieder gewinnen

ZdK-Präsident Sternberg warnt vor Bedeutungsverlust der Kirche

Veröffentlicht am 16.11.2021 um 11:11 Uhr – Lesedauer: 

Bremen ‐ Missbrauch und lange Zeit liegen gebliebene innerkirchliche Reformen: Inzwischen kehrten selbst Katholiken, die über Jahrzehnte in den Gemeinden engagiert waren, der Institution den Rücken, mahnt der scheidende ZdK-Präsident Thomas Sternberg.

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Der scheidende Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, hat vor einem Bedeutungsverlust der Kirche gewarnt. Es mache ihn betroffen, dass in der Corona-Krise nur über das Feiern der Gottesdienste diskutiert worden sei, aber nicht über die Aussagen der Kirche zu sozialen und gesellschaftlichen Fragen, sagte er am Montagabend beim Willehad-Empfang im Bremer Sankt-Petri-Dom. Er wünsche sich etwa, dass auch Theologen in Talkshows eingeladen würden, und nicht nur Psychologen.

"Unser Ziel muss sein, wieder gehört zu werden und öffentliche Wahrnehmung zu finden", betonte der oberste Vertreter der katholischen Laien in Deutschland. Entsprechend sei es auch nicht das Hauptanliegen des aktuellen Reformprozesses der katholischen Kirche in Deutschland, des Synodalen Wegs, wieder mehr Mitglieder zu gewinnen, sondern "die zarte Pflanze von Vertrauen und Glaubwürdigkeit wieder zum Wachsen zu bringen".

Die Kirche befinde sich ohne Frage in einer tiefen Krise, erklärte Sternberg. Inzwischen kehrten selbst Katholiken, die über Jahrzehnte in den Gemeinden engagiert waren, der Institution den Rücken. Im Erzbistum Köln spüre er eine Verärgerung quer durch alle Gruppen hindurch und teils "eine massive Wut". Grund für diese Krise seien neben dem Missbrauchsskandal auch über Jahrzehnte liegen gebliebene innerkirchliche Reformen.

Papst Franziskus "wirbelt die Kirche auf"

Papst Franziskus maß der ZdK-Präsident in diesem Zusammenhang eine positive Rolle zu. Er bringe zwar Fragen nicht zur Entscheidung, aber er lasse zu, dass darüber diskutiert werden dürfe. "Er wirbelt die Kirche auf", so Sternberg.

Den Willehad-Empfang richtet das Katholische Büro Bremen aus, also die gemeinsame Vertretung der Bistümer Hildesheim und Osnabrück bei der Bremer Landesregierung und der Bürgerschaft. Der heilige Willehad (um 740-789) war der erste Bischof von Bremen.

Ab Freitag tagt die ZdK-Vollversammlung in Berlin. Dabei wird auch ein neuer Präsident oder eine neue Präsidentin gewählt. Zur Wahl stehen Ulrich Hemel und Irme Stetter-Karp. Sternberg hatte bereits im Frühjahr seinen Verzicht auf eine erneute Kandidatur um das Präsidentenamt bekanntgegeben. (tmg/KNA)