Ende der Volkskirche müsse nicht Ende der Kirche überhaupt bedeuten

Bischof Jung: Kirche in ähnlicher Situation wie während Säkularisation

Veröffentlicht am 21.11.2021 um 16:35 Uhr – Lesedauer: 

Würzburg ‐ Die Gesellschaft und die Kirche befinden sich heute in einer "ganz ähnlichen Situation" wie zur Zeit der Säkularisation, findet der Würzburger Bischof Franz Jung. Die Aufgabe sei es heute, eine neue Form des Kirche-Seins zu entwickeln.

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Der Würzburger Bischof Franz Jung sieht Parallelen zwischen der Zeit der Säkularisation und der Gegenwart. Seiner Ansicht nach befinde sich die Gesellschaft heute in einer "ganz ähnlichen Situation". Dabei gab er in seiner Predigt zum Christkönigsonntag im Würzburger Kiliansdom zu bedenken: "Was nützt es, Recht zu haben, wenn weite Kreise der Gesellschaft kein Verständnis mehr für die rechtlichen Gegebenheiten und ihre historischen Zusammenhänge aufbringen?"

Eine Folge der Enteignung damals seien die notwendig gewordenen Staatsleistungen des bayerischen Staates an die Kirche gewesen, um ihren Bestand zu garantieren. Deren Ablösung werde aber in diesen Tagen wieder mit großer Heftigkeit diskutiert. Ein Beharren auf dem eigenen Recht werde wenig nützen, wenn viele Menschen diese Leistungen nicht mehr gerechtfertigt sähen, gab der Bischof zu bedenken. "Über ihre Ablösung wird gesprochen werden müssen, will man sie auf absehbare Zeit nicht vollends verspielen."

Ende der Volkskirche bedeute nicht Ende der Kirche überhaupt

Weiter erinnerte Jung daran, dass der Untergang einer bestimmten Sozialgestalt von Kirche nicht gleichbedeutend mit dem Untergang der Kirche selbst gewesen sei. Auch heute sei zu beobachten, dass das Gemeindeleben der vergangenen Jahrzehnte vielfach nicht mehr von allen Christen mitgetragen werde. Das Ende der Volkskirche müsse aber nicht das Ende von Kirche überhaupt bedeuten, sondern es markiere einen Übergang in eine neue Form des Kirche-Seins, sagte der Bischof.

Eine solche Form zu entwickeln, sei "uns heute aufgegeben", so Jung. Dazu gehöre auch, dass die Aufrechterhaltung der Infrastruktur die Kirche zunehmend überfordere. In absehbarer Zeit werde man sich deshalb von vielem trennen müssen, "was uns lieb und teuer war". Auch wenn Zeiten des Übergangs anstrengend seien, seien sie zugleich vom Bemühen geprägt, aus Fehlern der Vergangenheit zu lernen, um es letztlich besser zu machen. Bischof Jung predigte anlässlich des 200. Jubiläums der Neugründung des Bistums Würzburg. (cbr/KNA)