Richtschnur des Papstes für Italienische Bischofskonferenz

Franziskus: Acht Seligpreisungen für Bischöfe

Veröffentlicht am 23.11.2021 um 09:43 Uhr – Lesedauer: 

Rom ‐ Papst Franziskus hat klare Vorstellungen, wie ein guter Bischof handeln soll. Das hat er nun auch den italienischen Bischöfen mitgeteilt: In Anlehnung an die Bergpredigt nennt er in acht Seligpreisungen Kriterien für gute Hirten.

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Papst Franziskus hat eine genaue Vorstellung davon, wie Bischöfe sein sollen. Bei der Vollversammlung der Italienischen Bischofskonferenz verteilte er an die Bischöfe eine Karte mit einem Bild des Guten Hirten und acht Seligpreisungen für Bischöfe. Der den Seligpreisungen Jesu aus der Bergpredigt im Matthäusevangelium nachgebildete Text stammt nicht aus der Feder des Papstes, sondern aus einer Predigt des Erzbischofs von Neapel, Domenico Battaglia. Battaglia hatte ihn anlässlich der Weihe dreier Weihbischöfe Ende Oktober für seine Predigt verfasst. Schon zuvor hatte der Papst seine Anforderungen an Bischöfe deutlich gemacht. In einer Predigt verlangte Franziskus schon 2018 von den Bischöfen, "Diener, nicht Fürst" zu sein und zählte gute und schlechte Eigenschaften auf.

Das laut Vatikan "strikt private" Treffen mit den Bischöfen fand zu Beginn der 75. Vollversammlung der Italienischen Bischofskonferenz statt. Auf der Tagesordnung steht unter anderem der im Mai begonnene "Synodale Weg der Kirchen in Italien". Details aus dem Gespräch der Bischöfe mit dem Papst sind nicht bekannt. (fxn)

Die Seligpreisungen des Bischofs

Selig ist der Bischof, der die Armut und das Teilen zu seinem Lebensstil macht, denn durch sein Zeugnis baut er das Himmelreich auf.

Selig ist der Bischof, der sich nicht scheut, Tränen zu weinen, damit sich in ihnen die Leiden des Volkes und die Mühen der Priester widerspiegeln und er in der Umarmung der Leidenden den Trost Gottes findet.

Selig ist der Bischof, der sein Amt als Dienst und nicht als Macht betrachtet, der die Sanftmut zu seiner Stärke macht und jeden in seinem Herzen wohnen lässt, um in dem Land zu leben, das den Sanftmütigen verheißen ist.

Selig ist der Bischof, der sich nicht in seinem Amtspalast einschließt, der nicht zu einem Bürokraten wird, der weniger auf Statistiken als auf Gesichter achtet, auf Verfahren als auf Geschichten, der versucht, an der Seite der Menschen für den Traum Gottes von der Gerechtigkeit zu kämpfen, weil der Herr, der ihm in der Stille des täglichen Gebets begegnet, seine Nahrung sein wird.

Selig ist der Bischof, der ein Herz für das Elend der Welt hat, der sich nicht scheut, seine Hände mit dem Schlamm der menschlichen Seele zu beschmutzen, um das Gold Gottes zu finden, der sich nicht über die Sünde und die Schwäche der anderen empört, weil er sich seines eigenen Elends bewusst ist, denn der Blick des gekreuzigten Auferstandenen wird für ihn ein Siegel der unendlichen Vergebung sein.

Selig ist der Bischof, der die Doppelzüngigkeit aus dem Herz verbannt, der jede Scheinheiligkeit vermeidet, der auch inmitten des Bösen vom Guten träumt, denn er wird sich am Antlitz Gottes erfreuen können und sein Spiegelbild in jeder Pfütze der Stadt der Menschen entdecken.

Selig ist der Bischof, der sich für den Frieden einsetzt, der die Wege der Versöhnung begleitet, der im Herzen der Priester den Samen der Gemeinschaft sät, der eine gespaltene Gesellschaft auf dem Weg der Versöhnung begleitet, der jeden Mann und jede Frau guten Willens an die Hand nimmt, um die Brüderlichkeit aufzubauen: Gott wird ihn als seinen Sohn anerkennen.

Selig ist der Bischof, der sich um des Evangeliums willen nicht scheut, gegen den Strom zu schwimmen und ein strenges Gesicht aufzusetzen wie Christus auf seinem Weg nach Jerusalem, ohne sich von Missverständnissen und Hindernissen aufhalten zu lassen, weil er weiß, dass das Reich Gottes im Widerspruch zur Welt voranschreitet.