Papst Franziskus kritisiert Verweigerung von Sakramenten an Behinderte
Papst Franziskus beklagt eine anhaltende Diskriminierung von Menschen mit Behinderung - auch in der Kirche. Zudem fordert er diese Menschen auf, sich in der Kirche zu beteiligen. In seiner am Donnerstag veröffentlichten Botschaft zum Welttag der Behinderten (3. Dezember) kritisiert das Kirchenoberhaupt besonders Fälle "einer Verweigerung des Zugangs zu den Sakramenten".
Die Evangelien bezeugen laut Franziskus vielfach, "dass eigene Gebrechlichkeit kein Hindernis darstellt, um das Evangelium zu leben und weiterzugeben". Dabei könne jeder getaufte Mensch "ohne Ausschluss und Diskriminierung" sagen: "Ich bin Kirche!". Dies gelte auch für den weltweiten synodalen Prozess. In dem persönlich gehaltenen sechsseitigen Schreiben bekräftigt der Papst mehrfach, die Kirche stehe aufseiten der Menschen mit Behinderung und brauche sie, um die Sendung zu erfüllen.
"Die erste Bewährungsprobe für eine wirklich integrative Seelsorge", sei es, Menschen mit Behinderungen zuzuhören und sie gleichzeitig zu eigenem Handeln zu motivieren, sagte Awi Mello von der Vatikanbehörde für Laien, Familie und Leben bei der Vorstellung der Botschaft. Protagonisten einer solchen Seelsorge seien "nicht so sehr die spezialisierten Verbände oder Betreuer", sondern die Menschen mit Behinderungen selbst.
Kampagne wird gestartet
In diesem Jahr ist nach Aussage Mellos das Thema Menschen mit Behinderung erstmals beim Dikasterium für Laien, Familie und Leben angesiedelt. Daher werde dieses am 6. Dezember eine Kampagne mit dem Titel "#IamChurch" starten. Dabei sollen in mehreren Videos Christen mit Behinderung aus verschiedenen Ländern ihre kirchlichen Erfahrungen schildern. In dem neuen Text beklagt Franziskus, viele Menschen in Betreuungseinrichtungen hätten unter der Covid-19-Pandemie besonders gelitten. "An diesen Orten hat das Virus sehr gewütet und trotz des aufopfernden Dienstes des Personals zu viele Opfer gefordert", heißt es in dem Schreiben. Zudem hätten auch in Wohngemeinschaften viele durch "die erzwungene Isolierung" von lieben Menschen gelitten.
Als Betroffene forderte die 31-jährige Italienerin Antonietta Pantone dazu auf, Menschen wie sie nicht zu verniedlichen, wie es mitunter geschehe. "Viele in der Kirche halten uns für Engel", so Pantone. "Aber ich habe meine Schwächen wie jeder andere auch." Die Frau, die in einer Einrichtung am Stadtrand von Rom lebt, berichtete von der schwierigen Isolierung während des Lockdowns in der Pandemie. Deswegen sei die Freundschaft zwischen Menschen und mit Jesus Christus, von der der Papst in seiner Botschaft schreibe, überaus wichtig.
Der Internationale Tag der Menschen mit Behinderung wird jährlich am 3. Dezember begangen. Der von den Vereinten Nationen ausgerufene Gedenk- und Aktionstag soll das Bewusstsein der Öffentlichkeit für die Probleme von Menschen mit Behinderung wachhalten und den Einsatz für die Würde, Rechte und das Wohlergehen dieser Menschen fördern. Bereits in den vergangenen Jahren hatte sich der Papst aus diesem Anlass zu Themen wie Behinderung, Medizin und Integration geäußert. (KNA)