Theologin schockiert über Gerüchte zu angeblicher Affäre mit Aupetit
Die Theologin Laetitia Calmeyn weist von Boulevardmedien aufgebrachte Gerüchte über eine Liebesbeziehung zum emeritierten Erzbischof von Paris, Michel Aupetit, zurück. Im Interview mit der französischen Zeitung "La Croix" (Sonntag) zeigte sie sich schockiert über die von dem Magazin "Paris Match" verbreiteten Paparazzi-Aufnahmen, die sie mit Aupetit beim Spaziergang und nach einem Restaurantbesuch zeigen.
Der Skandal liege nicht in der Freundschaft mit Aupetit, sondern in dem Bösen, das auf diese Freundschaft projiziert werde, so Calmeyn. Es gehöre zum "ABC des Glaubens", dass jemandem wie Aupetit, der durch seinen Rücktritt schwer geprüft sei, sich auch Räume der Freundschaft erhalten könne. Calmeyn frage sich, ob die Medienreaktionen ähnlich ausgefallen wären, wenn Aupetit sich mit einem Priester getroffen hätte. "Sollen Frauen in der Kirche wirklich darauf reduziert werden, nur Verdacht und Phantasien auslösen? Sollte in der Kirche und in den Augen der Welt eine in Freundschaft gelebte Beziehung zwischen einem Mann und einer Frau undenkbar sein?", fragt die Theologin.
Rechtliche Schritte erwogen
Am Mittwoch hatte sich bereits der Anwalt Aupetits gegen die Gerüchte zur Wehr gesetzt und rechtliche Schritte angekündigt. Auch Calmeyn kündigte nun an, mögliche juristische Wege auzuloten. "Es wird eine Klage", so die Theologin. "Wir prüfen derzeit noch ihren genauen Inhalt: Verletzung der Privatsphäre, Verleumdung, üble Nachrede …" Es müsse verhindert werden, dass sich Derartiges wiederhole. Die 1975 geborene Belgierin Calmeyn ist seit 2013 geweihte Jungfrau. Die Professorin für Moraltheologie leitet in der Erzdiözese Paris das "Institut supérieur des sciences religieuses", eine religionswissenschaftliche Weiterbildungseinrichtung des Bildungswerks “Collège de Bernardins” der Erzdiözese Paris. 2018 wurde sie von Papst Franziskus zur Konsultorin der Glaubenskongregation berufen.
Papst Franziskus hatte Anfang Dezember überraschend den Rücktritt des Pariser Erzbischofs angenommen, den dieser nur eine Woche vorher angeboten hatte, nachdem in den Medien Gerüchte über eine unangemessene Beziehung Aupetits zu einer Frau öffentlich geworden waren. Bei der Pressekonferenz im Flugzeug auf der Rückreise von seinen Zypern-Besuch begründete der Papst seine Entscheidung damit, dass der Erzbischof zwar einen Fehler gemacht und sich einen Verstoß gegen das sechste Gebot zuschulden kommen lassen habe, den Ausschlag für die Annahme des Rücktritts hätten aber die Gerüchte in den Medien gegeben. Aupetits Ruf sei nach diesen Gerüchten so beschädigt gewesen, dass er seine Diözese nicht mehr habe regieren können, so der Papst. (fxn)