Sozialverband erwartet aber keinen Exodus von Mitarbeitern

Impfpflicht: Caritas fürchtet Verschärfung kritischer Personalsituation

Veröffentlicht am 13.12.2021 um 14:45 Uhr – Lesedauer: 

Berlin/Dresden ‐ Nach der vom Bundestag beschlossenen Impfpflicht für Gesundheits- und Pflegepersonal fürchtet der Caritasverband negative Folgen für die Personalsituation in vielen Einrichtungen. Mit einer Kündigungswelle rechnet der Verband aber nicht.

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Der Deutsche Caritasverband befürchtet, dass die vom Bundestag beschlossene Corona-Impfpflicht für Gesundheits- und Pflegepersonal die kritische Personalsituation vieler Einrichtungen in einigen Regionen weiter verschärfen wird. Gerade in Regionen mit geringen Impfquoten gebe es die Sorge, "dass die Impfpflicht Folgen für den Arbeitsalltag hat, wenn etwa Pflegekräfte nicht mehr arbeiten dürfen", sagte Caritas-Pressesprecherin Mathilde Langendorf am Montag auf Anfrage von katholisch.de. Jeder Mitarbeiter, der nicht zum Dienst komme, reiße eine Lücke in der Versorgung. Schon jetzt sei die Situation in vielen Einrichtungen hochproblematisch, wenn ungeimpfte Mitarbeitende wegen einer eigenen Corona-Erkrankung oder Krankheitsfällen in der Familie in Quarantäne müssten.

Zugleich betonte Langendorf, dass der Caritasverband nicht mit einer Kündigungswelle ungeimpfter Mitarbeiter in seinen Einrichtungen rechne. Man blicke in diesem Zusammenhang auch nach Frankreich, wo die bereits früher eingeführte Impfpflicht in der Pflegebranche nicht zu einem Exodus von Pflegekräften geführt habe. Zudem verwies die Sprecherin darauf, dass die Impfquoten unter den Mitarbeitenden in "sehr vielen Einrichtungen und Diensten der Caritas" bereits sehr hoch seien – "nahezu 100 Prozent in den Krankenhäusern, über 80 Prozent in vielen Einrichtungen der Altenhilfe und der Behindertenhilfe". In bestimmten Regionen seien die Impfquoten in den Einrichtungen analog zur Impfbereitschaft in der allgemeinen Bevölkerung jedoch niedriger.

"Es gibt einzelne Mitarbeiter, die mit einer Kündigung gedroht haben"

Der Pressesprecher des Caritasverbands für das Bistum Dresden-Meißen, Andreas Schuppert, wollte mit Blick auf die geringe Impfquote in Sachsen nicht ausschließen, dass es aufgrund der Impfpflicht zu Kündigungen in den Caritas-Einrichtungen im Freistaat kommen könne. "Es gibt einzelne Mitarbeiter, die im Fall einer Impfpflicht mit einer Kündigung gedroht haben. Es ist für uns aber schwer einzuschätzen, wie ernst das zu nehmen ist", so Schuppert gegenüber katholisch.de. Der Impfstatus in den Einrichtungen sei unterschiedlich; in manchen Einrichtungen seien die Impfquoten sehr gut, in anderen müsse man dagegen mit "Engelszungen" für mehr Impfungen werben. Generell sei derzeit aber eine Zunahme bei den Impfungen unter den Caritas-Mitarbeitern festzustellen. Sachsen ist mit einer Impfquote von nur 58,4 Prozent vollständig geimpften Menschen derzeit das Schlusslicht unter allen 16 Bundesländern.

Langendorf wiederum erklärte, dass der Caritasverband die vom Bundestag beschlossene einrichtungsbezogene Impfpflicht begrüße, zumal diese nicht so eng gefasst sei, wie es noch in den ersten Entwürfen geplant gewesen sei. Allerdings sei es bedauerlich, dass das Personal in Kindertagesstätten nicht von der Impfpflicht erfasst werde, da viele Einrichtungen auch von Kindern mit Vorerkrankungen besucht würden. "Auch der Bereich Assistenz von Menschen mit Behinderung wurde im beschlossenen Gesetz leider nicht berücksichtigt", so die Pressesprecherin. Aus Sicht der Caritas dürfe es nicht bei der einrichtungsbezogenen Impfpflicht bleiben, da der Schutz der vulnerablen Gruppen eine Aufgabe für die gesamte Gesellschaft sei. Die Politik müsse deshalb nun eine allgemeine Impfpflicht beschließen, die zum Tragen komme, wenn die Impfquote bis zu einem gewissen Datum nicht 95 Prozent betrage. Als möglichen Stichtag nannte Langendorf den 1. April kommenden Jahres. (stz)