Ackermann: Kirche braucht mehr als einen Missbrauchsbeauftragten
Der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, Triers Bischof Stephan Ackermann, will den Kampf gegen Missbrauch und Gewalt in der katholischen Kirche in Deutschland auf eine größere Basis stellen. "Ich meine, das müsste man breiter verankern", sagte Ackermann, der seit 2010 Misbrauchsbeauftragter ist, am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Er sei bereit, weiter in dem Feld zu arbeiten, diese Arbeit müsse aber "auf breitere Füße gestellt" werden. "Das Feld weitet sich immer weiter aus. Wir sprechen jetzt auch über geistlichen, nicht nur sexuellen Missbrauch", begründete der Bischof seinen Vorstoß. Es gehe um Frauen in Abhängigkeit und um unterschiedliche Gewaltformen. Diese könnten sexuell, physisch und psychologisch sein und auch subtile Formen haben. Die "stärkere Verankerung" des Themas Missbrauch solle dazu führen, "dass es nicht nur einen Missbrauchsbeauftragten gibt".
Ackermann betonte, dass die Vollversammlung der Bischofskonferenz im September in Fulda zugestimmt habe, "dass wir ein Konzept aufstellen, damit ich künftig nicht als der einzige für dieses Feld stehe. Das ist, meine ich, nach den Entwicklungen, die es in den letzten elf Jahren gab, auch nicht mehr angemessen." Die Bischofskonferenz habe ihn gebeten, ein Konzept für dieses breitere Herangehen an das Thema zu entwickeln. Er denke dabei an ein Gremium aus etwa sechs Fachleuten. In anderen Bischofskonferenzen gebe es für diese Themen "Boards" oder Kommissionen. "Da sollten Bischöfe drin sein, aber eher mehrheitlich keine Bischöfe sitzen", so der Bischof. Er wolle auch nicht den Vorsitz in diesem Gremium haben.
Mit Blick auf die jüngste Recherche des Magazins "Der Spiegel" zum Umgang mit Missbrauchsfällen im Bistum Trier und die darin aufgelisteten Pflichtverletzungen von Verantwortungsträgern erklärte Ackermann, dass er Wut, Frust und Enttäuschung verstehen könne. Er sehe aber keinen Grund, zurücktreten: "Wir sind wirklich seit Jahren daran, konsequent Aufarbeitung zu betreiben, individuell und jetzt auch institutionell." Er sei überzeugt, "dass wir nicht ein besonders schlimmes Beispiel dafür sind, wie man Aufarbeitung verschleppt, sondern dass wir das wirklich konsequent betreiben, nach den festgelegten Kriterien." Es sei "nicht wegzudiskutieren", dass man in der Vergangenheit vor allem auf die Reputation der Kirche gesetzt und Täter einfach an andere Orte versetzt habe. "Da sind Fehler gemacht worden, absolut", so Ackermann. Zudem gebe es "in den letzten elf Jahren auch eine Lerngeschichte: Wir reagieren natürlich heute schneller und professioneller." (stz)