Vorwürfe seien "offenkundig grundlos"

Offener Brief an Pell: Becciu verurteilt öffentliche Anschuldigungen

Veröffentlicht am 23.12.2021 um 12:02 Uhr – Lesedauer: 

Rom ‐ Nachdem Kardinal Becciu erneut von Kardinal Pell beschuldigt wurde, für dubiose Überweisungen verantwortlich zu sein, meldet er sich nun in einem Offenen Brief zu Wort. Darin bittet Becciu darum, den Disput nicht mehr öffentlich zu auszutragen.

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Kardinal Giovanni Angelo Becciu hat in einem Offenen Brief die öffentlichen Anschuldigungen Kardinal George Pells gegen ihn verurteilt. Die Vorwürfe Pells seien konstruiert und "offenkundig grundlos", heißt es in dem Schreiben Beccius, das von seinem Anwalt veröffentlicht wurde, wie italienische Medien am Mittwoch berichteten. "Sie kennen mehr als jeder andere die Schmerzen einer ungerechten Anschuldigung und die Leiden, die ein Unschuldiger während eines Prozesses erdulden muss", so Becciu an Pell.

Der australische Kardinal hatte Becciu in der vergangenen Woche in einem Interview vorgeworfen, 2017 für Überweisungen des Vatikan in Millionenhöhe nach Australien verantwortlich gewesen zu sein. Dabei sei der Empfänger der Überweisungen unklar, die in die Zeit fallen, als sich Pell wegen Missbrauchsvorwürfen vor der australischen Justiz verantworten musste. Im April 2020 wurde der ehemalige Präfekt des vatikanischen Wirtschaftssekretariats schließlich freigesprochen. Derzeit steht Becciu als einer der Hauptverdächtigen im vatikanischen Finanzskandal vor Gericht, der sich um den Kauf einer Londoner Luxusimmobilie dreht. Der ehemalige Substitut im vatikanischen Staatssekretariat und frühere Präfekt der Heiligsprechungskongregation weist die Anklagepunkte zurück.

Becciu rief Pell in seinem offenen Brief dazu auf, ihre Auseinandersetzung nicht in der Öffentlichkeit auszutragen: Der Respekt vor dem Heiligen Stuhl und der Kardinalswürde sollten öffentliche Provokationen verhindern. Die Gläubigen hätten für diese Art von Anschuldigungen kein Verständnis und würden einen anderen Umgang zweier führender Kirchenmänner miteinander erwarten. Weil er "absoluten Respekt" vor dem Vatikan-Gericht habe, werde er die provokante Frage nach seiner Verantwortung für die Überweisungen nach Australien derzeit nicht beantworten, so Becciu. Er wolle den Richterspruch abwarten und hoffe darauf, dass Pell keine weiteren öffentlichen Anschuldigungen mache. Becciu verzichtete im vergangenen Jahr auf Drängen von Papst Franziskus auf seine Ämter im Vatikan und die Rechte seines Kardinalstitels. Ihn verbindet mit Pell eine jahrelange Rivalität. (rom)