Kardinalsrat diskutiert über Neuerungen im Vatikanapparat

Langzeitprojekt Kurienreform

Veröffentlicht am 05.07.2014 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Bischöfe und Kardinäle bei der Eröffnung der Bischofssynode 2012 in Rom.
Bild: © KNA
Vatikan

Vatikanstadt ‐ Zum fünften Mal hat der Kardinalsrat zur vatikanischen Kurienreform getagt. Die Kardinäle aus allen Kontinenten haben sich diesmal auch neuen Bereichen zugewandt, wie Vatikansprecher Federico Lombardi zum Abschluss am Freitag mitteilte.

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Es sei demnach etwa um den Vatikanstaat, die Nuntiaturen und die Prozedur bei Bischofsernennungen gegangen. Vor allem aber standen Wirtschaftsfragen im Zentrum, insbesondere die Vatikanbank IOR. Der "K9-Rat" war nur eines von drei Gremien, das sich in diesen Tagen mit dem IOR befasst. Auch das aus fünf Kardinälen bestehende Kontrollgremium tagt in dieser Woche, und ebenfalls die 15 Mitglieder des neuen Wirtschaftsrates unter dem Münchner Kardinal Reinhard Marx.

Im wehrhaften Turm Nikolaus V. beim Diensteingang zum Vatikan befindet sich der Sitz der Vatikanbank IOR.
Bild: ©picture alliance / abaca/Vandeville Eric

Die Vatikanbank IOR hat ihren Sitz im Turm Nikolaus V. beim Diensteingang zum Vatikan am Annator.

Man kann davon ausgehen, dass in den kommenden Tagen mehr Details über die Zukunft dieses lange umstrittenen Geldinstituts bekannt werden. Es soll nach dem Wunsch des Papstes nicht geschlossen werden, sondern weiterbestehen - allerdings in modifizierter Form und mit neuem Statut. Dem Vernehmen nach dürfte in diesem neuen Bankmodell IOR-Präsident Ernst von Freyberg (55) nicht mehr mit dabei. Er hat seit seinem Amtsbeginn von 17 Monaten mit Nachdruck für Klarheit, Transparenz und die Ausrichtung auf internationale Standards gesorgt.

Die "K9"-Beratungen machen deutlich, dass sich eine Kurienreform nicht mit wenigen Federstrichen und in wenigen Monaten erledigen lässt, wie manch einer zunächst vermutet hatte. Das hat auch mit der interkontinentalen Zusammensetzung des Gremiums zu tun, das nicht im gleichen Rhythmus wie eine Arbeitsgruppe nur aus Römern agieren kann. Im Übrigen sind Arbeitsabläufe und Zuständigkeiten der Kurie eingefahren und äußerst komplex. Nicht zu unterschätzen scheinen Beharrungsvermögen und Besitzstandswahrung mancher Mitarbeiter. Und so ist man weit von einem Abschluss entfernt. Zunächst legte man Termine für die drei nächsten Konferenzrunden bis Mitte Februar 2015 fest.

"K9-Rat" hat bereits ein beachtliches Pensum absolviert

Dabei hat das inzwischen wichtigste Beratergremium des Papstes bereits ein beachtliches Pensum absolviert. Stimmung und Arbeitsweise liefen immer besser an. "Free, frank, friendly" - frei, offen-ehrlich und freundschaftlich-herzlich - so schilderte Lombardi die Atmosphäre und den Dialog, in den sich der Papst ganz natürlich einfüge.

Mittlerweile wurde die Bischofssynode auf einen neuen Weg gebracht und für ihr nächstes Treffen zum Thema Familie im Oktober neu aufgestellt. Dann richtete Franziskus auf Vorschlag des Gremiums im Februar einen neuen Wirtschaftsrat (unter Marx) und ein Wirtschaftssekretariat (unter dem australischen Kardinal George Pell) ein, das die breitgestreuten Finanzbelange des Vatikan unter einem Dach koordinieren soll.

Kardinal Reinhard Marx.
Bild: ©KNA

Kardinal Reinhard Marx.

Ansonsten befassen sich die Kardinäle mit Arbeit und Zuschnitt der Kurienbehörden. Für den Bereich der Kongregationen, der "großen Ministerien", scheinen keine gravierenden Veränderungen in Sicht. Einschneidender scheinen die Änderungen bei den Räten, den "kleinen Ministerien". Zwar zeichnet sich noch kein neues Organigramm ab. Aber der Papst selbst sprach schon vorsichtig von Zusammenlegungen.

Werden Behörden zusammengelegt?

So könnten die Behörden für Laien und für Familie zusammengefasst werden. Aus den Räten "Iustitia et pax" und "Cor unum" könnte eine Caritas-Kongregation entstehen, vielleicht zusammen mit dem Migrantenrat. Dann ist von einer großen Dialogbehörde die Rede, die sich der Ökumene, dem interreligiösen Dialog sowie dem Dialog mit den Nichtglaubenden und dem Zeitgeist widme. Der erst 2010 gegründete Rat für die Neuevangelisierung könnte mit der Missionskongregation fusioniert werden.

Neue Strukturen können Synergien, mehr Effizienz und Einsparungen schaffen. Nicht weniger wichtig scheint dem Papst freilich die Motivation und die Qualifikation der Mitarbeiter. Die Kurie müsse stärker im Dienst der Ortskirchen stehen, jenseits von allem Karrieredenken auf der Leitungsebene und in den Arbeitsstäben – ein Hauptziel des Papstes. Das verlangt auch veränderte Mentalitäten.

Von Johannes Schidelko (KNA)