"mittwochsgespräche" finden bis heute statt

Der "Bunkerpfarrer": Vor 25 Jahren starb Ruhrkaplan Carl Klinkhammer

Veröffentlicht am 08.01.2022 um 12:15 Uhr – Lesedauer: 
Pfarrer Carl Klinkhammer
Bild: © KNA-Bild

Düsseldorf ‐ Der Priester Carl Klinkhammer hat in Düsseldorf zwei Dinge hinterlassen, die bis heute an ihn erinnern: die bekannten "mittwochsgespräche" und die Bunkerkirche Sankt Sakrament. Deshalb ist der als Ruhrkaplan bekannte Geistliche in der Landeshauptstadt bis heute unvergessen.

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Ob als Ruhrkaplan oder einflussreicher Kanzelredner, als Schifferseelsorger oder Sanitätssoldat, als Stinkbomben- oder Bunkerpastor - Carl Klinkhammer kämpfte gegen den Zeitgeist, wenn er Widerspruch zum Glauben sah. Der katholische Priester starb vor 25 Jahren, am 8. Januar 1997.

Klinkhammer, am 22. Januar 1903 in Aachen geboren, wurde 1929 im Kölner Dom zum Priester geweiht. Zunächst als Kaplan nicht ganz ernst genommen, setzte sich Klinkhammer in Essen-Altenessen mit der Situation der Arbeiter auseinander und war bald als Ruhrkaplan bekannt.

Christuskreuz statt Hakenkreuz

Schon am 1. Mai 1932 warnte er sowohl vor dem Nationalsozialismus als auch vor dem Kommunismus: "Das Christuskreuz muss an Stelle des Hakenkreuzes und der Bethlehemstern an Stelle des Sowjetsterns stehen." Auch bei Kundgebungen der katholischen Zentrumspartei, bei kirchlichen Veranstaltungen und in Zeitungsbeiträgen hielt er sich nicht zurück.

Im April 1933 titulierten ihn die Nazis als "feurigen Redner". Im selben Monat nahmen sie ihn als ersten katholischen Geistlichen in "Schutzhaft". Nachdem der Essener Stadtdechant der Polizei versprochen hatte, jede öffentliche Betätigung Klinkhammers zu verbieten, wurde der Kaplan freigelassen. Bei einem Urlaub in Köln wurde er Ende April 1933 wieder verhaftet. 1937 und 1938 kam er wieder "wegen Kanzelmissbrauchs" ins Gefängnis.

1941 musste er in den Krieg ziehen und geriet in Gefangenschaft. Seine Heimat fand er dann in Düsseldorf, wo er von 1947 bis 1991 Pfarrer der Bunkerkirche Sankt Sakrament war. Über diese Zeit sagte er: "Ich bin nirgendwo in meinem Leben so glücklich gewesen."

Bunkerkirche Düsseldorf
Bild: ©KNA-Bild

Gottesdienst zur Einweihung der Bunkerkirche St. Sakrament mit dem Kölner Erzbischof Josef Kardinal Frings und Pastor Klinkhammer.

Nach dem Zweiten Weltkrieg legte sich Klinkhammer wieder mit dem Zeitgeist an. Er protestierte 1951 vehement gegen den Film "Die Sünderin" - allerdings weniger wegen der kurz nackt zu sehenden Hildegard Knef als vielmehr wegen der Verherrlichung von Euthanasie und Suizid. In Nordrhein-Westfalen führte der lautstarke Protest, bei dem auch Stinkbomben geworfen wurden, zu einem Prozess gegen Klinkhammer und sechs weitere Demonstranten. Das Landgericht Düsseldorf sprach sie frei. Der Bundesgerichtshof hob den Freispruch auf und verwies den Fall zurück nach Düsseldorf, wo das Verfahren eingestellt wurde.

Sein Vermächtnis in Stein ist die Bunkerkirche, ein weltweit einzigartiges Monument, das mittlerweile unter Denkmalschutz steht. Klinkhammer setzte sich direkt nach seiner Ankunft in Düsseldorf dafür ein, den ehemaligen Hochbunker zu einer Kirche umzubauen. Trotz Schwierigkeiten bei der Genehmigung wurde 1947 mit dem Umbau begonnen. Mit Hilfe der Gemeinde wurden Zwischendecken, Wände und Löcher für die Fenster in den Bunker gesprengt.

Bekannte Köpfe bei den "mittwochsgesprächen"

1949 wurde die Kirche schließlich geweiht. Mehr als 45 Jahre später, im Jahr 1995, war aus der stabilen Kirche aber ein Sanierungsfall geworden. Die Decke, die aus 2,70 Meter starkem Stahlbeton bestand, zeigte Risse. Das Gotteshaus wurde umfassend renoviert, ein Satteldach errichtet. Im Dezember 2015 übergab Kardinal Rainer Maria Woelki die Kirche an die koptisch-orthodoxe Gemeinde in Düsseldorf.

Klinkhammers anderes Vermächtnis sind die "mittwochsgespräche". Den ersten Vortrag am 8. November 1961 hielt der als "Maschinengewehr Gottes" bekannt gewordene Pater Johannes Leppich. Es folgten neben vielen anderen der CDU-Politiker Rainer Barzel, die Theologin Uta-Ranke Heinemann, Schlagersänger Ralf Bendix, der CSU-Politiker Franz Josef Strauß und Alt-Bundeskanzler Konrad Adenauer. Auch zahlreiche Hochschultheologen waren unter den Rednern, die später Bischofsweihen empfingen und Kardinalsehren erhielten, wie Walter Kasper und Karl Lehmann. Im März 1974 hielt Joseph Ratzinger, damals noch Regensburger Theologe, einen Vortrag.

Die "mittwochsgespräche" finden 60 Jahre später immer noch statt. Sie sind nach eigenen Angaben der feste, regelmäßige Ort der christlichen Diskussion und Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Strömungen in der Kirche und der Welt als Kooperation der Katholischen Kirche in Düsseldorf und der Volkshochschule der Stadt Düsseldorf.

Von Christiane Laudage (KNA)