Franziskus dankt Ordensschwester für 50 Jahre Queer-Seelsorge
Papst Franziskus hat der US-amerikanischen Ordensschwester Jeannine Gramick für ihren 50-jährigen Einsatz in der Seelsorge für homo-, bi- und transsexuelle Menschen gedankt. Das Kirchenoberhaupt lobte Gramick für "50 Jahre von Nähe, Mitgefühl und Zärtlichkeit" in ihrem seelsorglichen Dienst, heißt es in dem handschriftlichen Brief des Papstes, der am Wochenende von US-Medien veröffentlicht wurde. Gramicks Seelsorge für die LGBTQ-Community erinnere ihn an den "Stil Gottes", so Franziskus. Sie sei nicht davor zurückgeschreckt, das Leiden der ihr anvertrauten Menschen zu teilen. Das Schreiben ist in spanischer Sprache verfasst und auf den 10. Dezember datiert.
Gramick bezeichnete den Brief des Papstes als "institutionelle Bestätigung" ihres Dienstes, berichtete das US-Magazin "America". Künftig sei kircheninterne Kritik an Queer-Seelsorge weitaus schwieriger, so die Ordenfrau. Der Brief des Papstes sei wie die Worte eines Freundes gewesen. Gramick ist Mitgründerin der Bewegung "New Ways Ministry", die sich der Seelsorge für queere Menschen verschrieben hat. Seit der Gründung 1971 rief die Gruppe Kritik im US-Episkopat hervor.
1985 begann die vatikanische Glaubenskongregation mit einer Untersuchung gegen Gramick und den zweiten Mitbegründer, den Ordensmann Robert Nugent. Diese endete 1999 mit einer Verfügung, dass die beiden Seelsorger die Pastoral mit Gläubigen aus der LGBTQ-Gemeinschaft aufzugeben hätten. Ihre Darstellung von Homosexualität sei nicht im Einklang mit der Lehre der katholischen Kirche gewesen. Gramick verließ ihren Orden, die Armen Schulschwestern von Unserer Lieben Frau, und schloss sich den Lorettoschwestern an, um ihre Arbeit weiterführen zu können. Den Brief von Franziskus verstehe sie nicht als "Rehabilitation" ihrer Person, so Gramick. Denn: "Ich habe immer gefühlt, dass mich der Heilige Geist führt."
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Im Juni hatte Papst Franziskus bereits einen handschriftlichen Brief an den US-amerikanischen Jesuiten James Martin verfasst, in dem er dessen LGBTQ-Pastoral lobte. Das Kirchenoberhaupt ermutigte Martin "diesen Weg fortzusetzen, nahe zu sein, barmherzig und mit großer Zärtlichkeit". Im Brief am Gramick verwendete Franziskus einen ähnlichen Wortlaut. Medienberichten zufolge steht Franziskus in einem losen Briefwechsel mit "New Ways Ministry" und schickte zum 50-jährigen Jubiläum der Bewegung Briefe an weitere Mitglieder.
Im Dezember war die Bewegung in den Schlagzeilen, weil ein Beitrag der Gruppe von der Internetseite der vatikanischen Bischofssynode gelöscht worden war. Das Generalsekretariat der Synode entschuldigte sich dafür bei "New Ways Ministry", was von der Vereinigung als "historischer Moment" bezeichnet wurde. "Offizielle des Vatikan entschuldigen sich selten, und sie haben sich mit ziemlicher Sicherheit noch nie bei LGBTQ-Menschen oder einer katholischen LGBTQ-Gruppe entschuldigt", so Geschäftsführer Francis DeBernardo. (rom)